Ein erfolgreicher Politiker überzeugt durch Lernbereitschaft. Barack Obama, auf Hawaii inmitten des Pazifischen Ozeans geboren, sah während seiner ersten Amtszeit neue Chancen für die USA vorwiegend in den pazifischen Anrainerstaaten. 

Er fokussierte die internationalen Interessen der USA primär auf Länder wie China, Japan, Südkorea. Das versprach volkswirtschaftlichen und politischen Gewinn. Schließlich besitzt China die dynamischste Volkswirtschaft, die größte Bevölkerung, auch Korea versprach gute Geschäfte.

Doch Obama und seine Administration mussten erkennen, dass Peking seine Exporte mit Dumpinglöhnen dopt und damit das US-Handelsdefizit in nie gekannte Höhen schraubt. Dass chinesische Firmen US- und Euro-Patente schamlos stehlen. Dass Peking Cyberangriffe auf die USA zulässt oder gar initiiert. Dass selbst Peking Nordkorea nuklear nicht bändigen kann.

Obama denkt um

Das hat bei Obama offenbar zu einem Umdenkprozess geführt. So wendet er sich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit verstärkt Europa zu. Obama strebt gar ein Freihandelsabkommen mit der EU an. Bis diese Absicht realisiert wird, dauert es noch. Doch es ist eindeutig, dass Washington fortan verstärkt auf die bewährten europäischen Verbündeten setzten wird.

Auch auf Deutschland. Obgleich Obama und Merkel keine Freunde sind, wird der US-Präsident in Kürze Berlin seinen ersten offiziellen Staatsbesuch abstatten.

Das Gleiche gilt für Israel. Obama und Premier Netanyahu können sich nicht ausstehen. Doch Israel ist eine stabile Demokratie. Und eine Einigung mit den Palästinensern, eine Aufgabe der israelischen Siedlungen, einen Rückzug aus besetzten Gebieten, erreicht Washington am besten mit, statt gegen Jerusalem.

Für die USA geht es nicht um eine Alternative zwischen Europa und Fernost. Eine Besinnung auf die alten Bindungen nach Europa ist vielmehr die Voraussetzung für eine effektive globale Politik der Vereinigten Staaten.

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Rafael Seligmann

ist ein deutsch-israelischer Schriftsteller, Publizist, Politologe und Zeithistoriker.

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