Inland

Gleichstellung geht ‚jedermann’ an - auch im Außenministerium

Für Geschlechtergerechtigkeit weltweit kämpfen die Kolleg*innen der Auslandsvertretungen des Auswärtigen Amts. Doch wie sieht es eigentlich in den eigenen Reihen aus? Außenminister Heiko Maas plädiert dafür, dass Gleichstellung über den Weltfrauentag hinaus kein Thema sein sollte, dass die Welt der Männer nicht tangiert.
von Laura Strübbe · 5. März 2020
Zum Weltfrauentag spricht Heiko Maas von einer auf Veranstaltungen über scheinbaren Frauenthemen unterrepräsentierten Gruppe - Männer.
Zum Weltfrauentag spricht Heiko Maas von einer auf Veranstaltungen über scheinbaren Frauenthemen unterrepräsentierten Gruppe - Männer.

„Schauen Sie bitte nach links und jetzt nach rechts – in 80 Prozent der Fälle haben Sie direkt neben sich keinen Mann erblickt.“, sagt Bundesaußenminister Heiko Maas. Dass man mit Blick in den Weltsaal – den Konferenzraum und somit Herzstück des Auswärtigen Amts schlechthin – meinen könnte, Frauenrechte gingen die meisten Männer nichts an, dem ist sich der Sozialdemokrat bewusst. Etwas dafür zu tun, dass die Gleichstellung nicht mehr nur ein Thema für den Frauentag bliebe, dazu ruft er in seiner Rede anlässlich des Weltfrauentags dezidiert die vereinzelt anwesenden Kollegen aus den eigenen Reihen auf. Es handle sich um nicht viel weniger als um eine der drängendsten politischen Kernfragen unserer Zeit. „Frauen zu mehr Einfluss und Wertschätzung verhelfen ist ein Akt politischer und ökonomischer Vernunft.“, so Maas. Denn dort, wo Frauen eine stärkere Rolle spielten, ließe Aggressivität und Gewalt nach und dort, wo Frauen gut bezahlt würden oder eigene Geschäfte führten, verzeichne sich ein ökonomischer Aufschwung. Ein Kampf für Menschenrechte könne nicht ohne jenen für die Rechte von Mädchen und Frauen geführt werden. Gegen die Rückwärtsrolle, beispielsweise im Einschränken von Frauenrechten unter dem Deckmantel von Tradition und Religion zu erleben, bäumen sich die Kolleg*innen der Auslandsvertretungen auf.

Einen Anfang setzen – doch wo?

An eine Gleichsetzung von Frauenförderung mit Frauenbeförderung denkt der Bundesminister mit dem Wink an die eigene Abteilung, deren Auslandsvertretungen nicht einmal zu einem Fünftel von Frauen geleitet werden, jedoch nicht. Eher sollte man nach dem Signal fragen, welches nach außen sendet wird, so Maas weiter. Das Auswärtige Amt sei darauf bedacht, den eigenen Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit sichtbar zu machen. In dem Leitfaden zur Geschlechtergerechtigkeit  im Auswärtigen Amt festgehalten, soll die Belegschaft eine vielfältige Gesellschaft widerspiegeln. In jenem Zuge will man bei Führungskräften und Belegschaft das Bewusstsein für Gleichstellung weiter schärfen. Der Frauenanteil sei in verschiedenen Laufbahnen noch sehr unterschiedlich, obwohl nach Angaben des Auswärtigen Amtes rund die Hälfte der Stellen von Frauen besetzt sind. Um nun auf Worte Taten folgen zu lassen, setzt sich die Behörde den 30. Juni 2021 als Stichtag, ein Mittwoch. Dann sollen Frauen 40 Prozent der leitenden Positionen innehaben.

Hier und heute könne, wie Maas betont, schon für ein gleichberechtigtes Mitreden von Frauen auf Panels gesorgt werden. Das Thema Frauenrechte tauge nicht zur Selbstdarstellungsbühne, denn „Frauen sind kein add-on!“ Er vergleicht das Thema mit dem „Greenwashing“ von Unternehmen, bei dem sich Firmen nur nach außen ein nachhaltiges Image geben. Ähnlich sieht er die Wandlung in der Strategie einiger Unternehmen, plötzliche eine Frau im Team haben zu wollen. Ein progressives Selbstverständnis der Männer sei das, was Gleichstellung bräuchte. „Und dafür muss ‚Mann’ nichts aufgeben.“

 

Autor*in
Laura Strübbe

studiert Deutsche Literatur und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist Praktikantin beim vorwärts.

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