Sie investieren, expandieren, stellen ein, lieben den Euro und schauen mit Sorge nach Berlin, Brüssel, Paris - wo immer sich europäische Spitzenpolitiker derzeit treffen. Die Lage der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland ist schizophren. "Die Binnenkonjunktur scheint im Moment stabil zu sein. Aber selbstverständlich machen wir uns große Sorgen", sagt Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbunds - ZGV, der vor allen Handel, Handwerk und Dienstleistungen vertritt.
Profitabel für Spekulanten
Die Eurokrise verursacht Unsicherheit und die ist schlecht fürs Geschäft. Spekulanten mögen daraus ihre kurzfristigen Profite ziehen, für alle die langfristig denken ist sie Gift. Unternehmen brauchen feste Rahmenbedingungen, um zu investieren und Arbeitskräfte einzustellen. Veltmann: "Unsicherheit beeinflusst das Kauf- und das Investitionsverhalten. Daraus kann ganz schnell ein konjunktureller Abschwung entstehen, der sich wiederum verstärkend auf die öffentlichen Haushalte auswirkt."
Notfalls mit Haus und Hof gerade stehen
Ein Mittelständler, der sich verkalkuliert oder ein falsches Produkt auf den Markt bringt, spürt die Konsequenzen sofort. Er muss für seine Verluste gerade stehen, notfalls mit Haus und Hof. Daraus folgt Unmut und Kopfschütteln über eine Politik, die das Schuldenmachen nicht lassen konnte. "Verwerflich" nennt Veltmann das und fordert eine "neue Solidität" der Staatshaushalte.
So sieht es auch Marc Evers, Mittelstandsexperte beim Deutschen Industrie- und Handelstag, der eher die gewerbliche Wirtschaft vertritt: "Ein Staat, der vereinbarte Grenzen beim Defizit überschreitet, muss sofort und ohne langwierige politische Diskussionen die negativen politischen Konsequenzen spüren."
Von Diskussionen über Austritte aus dem Euro halten die Mittelstandsvertreter nichts. "Der Euroraum ist das Spielfeld des Mittelstandes", sagt Evers. "In den acht Jahren vor der Euro-Einführung sind unsere Exporte in die Eurostaaten um durchschnittlich drei Prozent gewachsen, in den acht Jahren danach um sieben Prozent. Der Mittelstand profitiert von einem stabilen Euro, davon dass es keine Zollschranken gibt und keine Unsicherheiten bei Wechselkursen." Länder, wie Griechenland, aus der Eurozone auszuschließen, hält er für gefährlich, denn "die Konsequenzen wären unabsehbar".
"Ohne Geld ist alles nichts"
Bankenrettungen sieht man im Mittelstand eher mit Sorge als mit Wut. "Ohne Geld ist alles nichts", sagt Evers. Lasse man die "Geldlieferanten" pleite gehen, gebe es keine Kredite mehr, um investieren zu können. Für mehr Regulierung sind die Mittelständler allerdings schon. Wo die größten Risiken sind, müsse das größte Eigenkapital vorgehalten werden, also z.B. im Handel mit Derivaten. Mittelständler hingegen seien solide Bankkunden. Für Mittelstandskredite sollten die Banken deshalb weniger Eigenkapital hinterlegen müssen.