Giffey und Heil zum Equal Pay Day: Müssen Lohnlücke zum Schmelzen bringen
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Rund 77 Tage länger müssen Frauen im Jahr 2018 arbeiten, um auf das gleiche Jahresgehalt zu kommen wie Männer. Noch immer klafft eine Lohnlücke von durchschnittlich 21 Prozent zwischen den Geschlechtern. „Die neue Bundesregierung muss endlich handeln“, fordert deshalb DGB-Chef Rainer Hoffmann am Freitag bei einer Mitmachaktion zum Equal Pay Day vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
Gute Löhne in sozialen Berufen
Das derzeitige Entgelttransparenzgesetz (Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit) reiche nicht aus, um das Prinzip „gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit“ durchzusetzen, kritisiert Hoffmann. „Da stehen die Arbeitgeber auf der Bremse.“ Man brauche verbindliche Regeln, um offenzulegen, ob in einem Betrieb fair und ehrlich bezahlt werde. Zudem gehöre der Rechtsanspruch auf Rückkehr aus Teilzeit in das Programm für die ersten 100 Tage der neuen Bundesregierung. Es stehe nun zum zweiten Mal im Koalitionsvertrag, weil es Arbeitgeber und Union „vergeigt“ hätten, so Hoffmann. Es sei aber notwendig, weil nur so Frauen wie Männer Verantwortung für die Familie übernehmen könnten. Zudem sie die Teilzeitfalle, in die vorwiegend Frauen tappten, eine wichtige Ursache für die Entgeltlücke. Und, erklärt Hoffmann, ganz wichtig sei es, „die Tarifflucht in diesem Land endlich zu beenden“.
18 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland arbeiten in sozialen Berufen. 80 Prozent davon sind Frauen. Die neue SPD-Bundesfamilienministerin Franziska Giffey möchte deshalb besonders Frauen, die in den Erzieher- oder Pflegeberufen tätig sind, den Rücken stärken. „Frauen können alles und verdienen gute Löhne“, sagt sie. Giffey will die Arbeitsbedingungen verbessern, von der Ausbildung bis zur Qualifizierung im Beruf. Das stehe auch so im Koalitionsertrag, „das werden wir umsetzen“, verspricht sie. Die Teilnehmenden der Aktion ruft Giffey auf, eine vom DGB aufgestellten Eisskulptur in Form einer „21%“ (den bei rund 21 Prozent „eingefrorenen“ Gender Pay Gap symbolisierend), tatkräftig zum Schmelzen zu bringen.
Rückkehrrecht wird kommen
In ihren Vorhaben unterstützt wird Giffey vom neu ins Amt berufenen SPD-Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Er komme mit einer guten und mit einer schlechten Nachricht, erklärt dieser. „Ich war schon vor zehn Jahren beim ersten Equal Pay Day dabei, leider habe sich seitdem nicht viel verändert“, laute die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht sei: „Ich bin nun Arbeitsminister und kann das ändern.“ Für die ersten 100 Tage verspricht Heil, dass das Rückkehrrecht eingebracht werde. „Ich werde dafür sorgen, dass es umgesetzt wird.“ Aber das alleine reiche nicht, um gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit durchzusetzen. Denn dazu zählten anständige Löhne in sozialen Berufen, das Abschaffen von Gebühren in deren Ausbildungen sowie eine Mindestausbildungsvergütung und mehr Tarifbindung. Heil: „Das müssen wir jetzt anpacken.“
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.