Gewalt gegen Frauen: Männer haben Verantwortung
359, so hoch ist die Anzahl an Frauen, die im Jahr 2020 durch die Hand des Mannes gestorben sind. Und 100.000 die Anzahl der zur Anzeige gebrachten Delikte vorsätzlicher Körperverletzungen, sexueller Nötigungen und anderer Verbrechen, die Frauen erleiden müssen. „Frauen sind umstellt von Tatorten“, erklärt Ulrike Häfner, Co-Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF), am Donnerstag in Berlin.
Es braucht starke Symbole
Am „Internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen" macht die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) mit ihrer Flatterband-Fotoaktion „The line has been crossed“ auf die vielen Tatorte aufmerksam, auch darauf, dass es Täter gibt und Opfer. „Seit Jahrzehnten arbeiten wir für eine Welt, in der Frauen selbstbestimmt, frei und in Würde leben können“, betont Häfner. Am heutigen Donnerstag hisst sie gemeinsam mit SPD-Chefin Saskia Esken und Generalsekretär Lars Klingbeil eine Fahne gegen Gewalt an Frauen vor der Parteizentrale im Willy-Brandt-Haus. Denn es brauche starke Symbole, damit mit Gewalt gegen Frauen endlich Schluss ist, erklärt sie.
Fortschritte durch Ampel-Regierung
Saskia Esken setzt auf Fortschritte durch die neue Ampel-Regierung. Die habe sich vorgenommen, die Modernisierung des Landes voranzutreiben, dazu zählt für die Co-Vorsitzende der SPD auch die Gleichstellung von Frauen und Männern. Zum Schutz vor Gewalt gegen Frauen und auch Kindern gehört für Esken ein umfassendes Paket von Maßnahmen. „Gerade in der Zeit von Corona haben wir erlebt, dass für viele Frauen und Kinder die Familie eben kein Nest und sicheres Zuhause ist, im Gegenteil“, erklärt sie.
Ein Hilfesystem soll bedarfsgerecht ausgebaut, Frauenhäuser auch mit Bundesmitteln sicher finanziert werden. „Auch haben wir uns vorgenommen, die Instanbul-Konvention endlich umfassend und wirksam umzusetzen“, verpricht Esken.
Männer tragen Verantwortung
Dass dieses Thema hauptsächlich ein Thema ist, mit dem sich Frauen auseinandersetzen müssen, hält Generalsekretär Lars Klingbeil für einen völlig falschen Weg. Männer gehören seiner Meinung nach viel stärker in die Debatte. „Der moderne Mann distanziert sich von dem, was da passiert“, ist Klingbeil sicher. Männer tragen Verantwortung, sie müssen sich positionieren, sagt Klingbeil und fordert Männer dazu auf, Stellung zu beziehen und nicht wegzugucken oder sich wegzuducken, wenn es darum geht, Dinge zu verändern.
Auch gerade aufgrund der dramatischen Zahlen während der Corona-Pandemie, in denen die Gewalt an Frauen zugenommen hat, will die neue Ampel-Koalition verstärkt Maßnahmen ergreifen. Für ihn habe das etwas mit einer modernen Gesellschaft zu tun, die „wir hoffentlich jetzt mit einer neuen Koalition vorantreiben“, so Klingbeil.
Frauen Mut machen, Schweigen zu brechen
Frauen Mut machen, ihr Schweigen zu brechen, das will auch die geschäftsführende Bundesfrauenministerin Christine Lambrecht (SPD) erreichen. Sie begrüßt, dass im Koalitionsvertrag der künftigen Bundesregierung klar vereinbart ist, das Recht auf Schutz vor Gewalt für jede Frau und ihre Kinder abzusichern und einen bundeseinheitlichen Rechtsrahmen für eine verlässliche Finanzierung von Frauenhäusern sicherzustellen. Für sie sind das „sehr wichtige Schritte für einen entschiedenen und wirksamen Schutz vor Gewalt", erklärt sie ebenfalls in Berlin.
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.