Inland

Gewalt gegen Frauen ist auch Teil des Familienalltags

Die #MeToo-Debatte macht deutlich, dass Gewalt gegen Frauen kein Einzelfall ist. Gewalt an Frauen ist vor allem Teil des Familienalltags, sagt SPD-Politikerin Elke Ferner. Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen stellen SPD-Frauen ihre Kampagne „Gewalt im Schatten“ vor.
von Vera Rosigkeit · 24. November 2017

Seit Wochen wird unter dem Hashtag „#MeToo“ über sexuelle Belästigung debattiert, in vielen Ländern geht die Diskussion längst über den Kurznachrichtendienst Twitter hinaus. Die Debatte mache deutlich, „dass sexuelle Gewalt an Frauen kein Einzelfall ist und sich durch die ganze Gesellschaft zieht“, erklärt Elke Ferner, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF). Ferner sieht positiv, dass sich immer mehr Männer mit den Frauen solidarisierten. Das mache es den Frauen leichter, sich öffentlich zu äußern, betont sie am Vortag des diesjährigen Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November.

Gewalt als Teil des Familienalltags

Gewalt sei aber auch Teil des Familienalltags, sagt Ferner. Durch ihre Partner oder Ex-Partner wurden 2016 mehr als 133.000 Personen Opfer versuchter und vollendeter Delikte wie Mord und Totschlag, Körperverletzungen, Vergewaltigung. Davon waren 82 Prozent Frauen. Die Daten stammen aus einer jährlichen Auswertung des Bundeskriminalamtes. Danach ist gegenüber 2015 die Anzahl der Opfer partnerschaftlicher Gewaltdelikte um 4,4 Prozent angestiegen. Für Bundesfrauenministerin Katarina Barley bestätigen die Zahlen, dass „Gewalt gegen Frauen im eigenen Zuhause ein drängendes Problem“ ist. Barley möchte vorhandene Hilfestrukturen wie Frauenhäuser und Beratungsangebote weiter stärken, sagt sie am Freitag in Berlin.

SPD-Politikerin Elke Ferner wertet das Hilfesystem in Deutschland als gut, aber lückenhaft. Aus diesem Grund fordert die SPD den Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe. So wäre es dem Bund möglich, die Länder bei der Ausstattung des Hilfesystems finanziell zu unterstützen. Denn derzeit sind die Länder für die Einrichtung von Frauenhäusern zuständig. Den Aufenthalt dort müssen Frauen selbst bezahlen. Dabei brauchen gerade sie mehr Unterstützung, auch in der Zeit, wenn sie aus dem Frauenhaus zurück in das normale Leben kehren, weiß die ASF-Vorsitzende.

Ebenfalls am Freitag weist ASF-Vorstandsmitglied Sally Lisa Starken auf eine Kampagne unter dem Motto „Gewalt im Schatten hin“. Nicht immer seien die Folgen von Gewalt von außen sichtbar, erklärt sie. „Oft führen Frauen ein normales Leben weiter.“ Die Kampagne soll Frauen darin bestärken, ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit einzufordern. Starken: „Jede Frau hat das Recht Nein zu sagen.“

Mit der Kampagne wird gleichzeitig auf das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ hingewiesen. Unter der Rufnummer 08000 116016 können betroffene Frauen bundesweit 24 Stunden am Tag Hilfe in 18 Sprachen in Anspruch nehmen.

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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