Inland

Gesenkte Netzentgelte nutzen Kunden kaum

von Karsten Wiedemann · 31. August 2006
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Wolf Pluge, geschäftsführendes Präsidialmitglied des Bundesverbandes der Gas- und Wasserwirtschaft, kritisierte die Entscheidung der Netzagentur. Sie gehe zu Lasten der Unternehmen, der Arbeitsplätze und der kommunalen Finanzen. So seien Stadtwerke "substantiell gefährdet". Dies gehe einher mit der "Entwertung kommunalen Vermögens", so Pluge.

Die Bundesnetzagentur hatte gestern die beantragten Netzentgelte für den Energiekonzern Eon um rund 16 Prozent gekürzt. In den vergangenen Monaten hatten bereits Vattenfall, RWE und EnBW Kürzungen zwischen 8 und 18 Prozent hinnehmen müssen. Die vier Konzerne kontrollieren fast die gesamte deutsche Netzinfrastruktur auf dem Strommarkt. Erstmals waren auch Gasnetzbetreiber betroffen. So müssen die EON Thüringen AG und die Eon Mitte AG ihre Netzentgelte um bis zu elf Prozent senken.

Die Netzagentur hatte den großen Energiekonzernen wiederholt vorgeworfen, sie drängten mit überhöhten Gebühren für die Stromdurchleitung Konkurrenten aus dem Markt. Seit Anfang des Jahres müssen sich die Netzbetreiber die Gebühren von der Netzagentur genehmigen lassen. Mit ihren Bescheiden strebt die Behörde mehr Wettbewerb im Energiesektor und sinkende Preise an. Der Chef der Netzagentur Matthias Kurt forderte von der Politik weitere Schritte zur Regulierung des Marktes. "Für zwei Drittel des Stompreises bin ich nicht zuständig", sagte Kurth.

Sinkende Preis unwahrscheinlich

Knut Zschiedrich, Chef der RWE Westfalen-Weser-Ems, sagte, der Bescheid der Netzagentur stelle einen "erheblichen Eingriff in unserer Netzgeschäft" dar. Sein Konzern rechnet mit einem Umsatzrückgang im zweistelligen Millionenbereich. Die Netzentgelte machen rund 39 Prozent des Strompreises und 22 Prozent der Gaspreise aus.

RWE will seine Tarife in diesem Jahr nicht senken. Der Konzern hatte nach einer Vereinbarung mit dem Wirtschaftsministerium in NRW bei seinen Strompreise bereits mit acht Prozent weniger Netzkosten kalkuliert. Zudem hat RWE, wie die anderen Energieanbieter, für das nächste Jahr bereits Strompreiserhöhungen beantragt.

Karsten Wiedemann

Quellen: Reuters, dpa

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Karsten Wiedemann

Redakteur bei vorwaerts.de bis September 2009, jetzt Redakteur bei Neue Energie, dem Magazin des Bundesverbands für Windenergie

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