Auf der einen Seite stehen die Studenten, die während und nach dem Studium
Berufspraxis erhalten müssen. Auf der anderen Seite sind die Konzerne und
öffentlichen Einrichtungen, die aufgrund von "Effizienzsteigerungen" immer mehr
zum Sparen gezwungen sind. Aus diesem Zwiespalt wuchs die Tatsache, dass
es heute größtenteils nur noch unbezahlte Praktika gibt. Ein Umstand, der
besonders dann prekär ist, wenn es sich bei den Praktikanten um
Hochschulabsolventen handelt. Eine sich abwärtsdrehende Spirale kommt in
Gang, weil auf diese Weise für viele der Praktikumseinstieg nach dem Studium
der sichere Einstieg in den unbezahlten Arbeitsmarkt ist. Nach einer Studie des
HIS (Hochschul-Informations-System GmbH) konnte nur ca. die Hälfte aller
Hochschulabsolventen eine reguläre Erwerbstätigkeit aufnehmen.
Als erste Fraktion im Deutschen Bundestag machte die SPD-Fraktion diese
prekäre Arbeitssituation von Hochschulabsolventen zum Thema. Mit der
Konferenz wollte sie den politischen Handlungsbedarf und
Handlungsmöglichkeiten ausloten. Denn, was viele Betroffene nicht wissen:
Auch Praktikanten mit Hochschulabschluss haben Rechte - und
Praktikumsgeber arbeitsrechtliche Pflichten.
Zur Darlegung neuer Aspekte kam es jedoch nicht. Auch die erhoffte Diskussion
zwischen den zahlreich erschienenen und interessierten Studierenden und den
Arbeitgebern blieb aus, denn die SPD- Bundestagsfraktion hatte leider nur einen
einzigen Firmenvertreter eingeladen.
Dabei wäre gerade die Auseinandersetzung mit Arbeitgebern interessant
gewesen. Sie hätten erklären können, warum sie die jungen, flexiblen,
lernbereiten und hochqualifizierten Studenten und Absolventen derart
ausbeuten. So aber konnte es nur eine eher lasche Veranstaltung werden.
Krönung war die Antwort von Ulla Buchardt, Mitglied des Bundestages von der
SPD-Fraktion, auf die Frage einer Studentin während der "Nachgefragt-Runde":
Wie kann es sein, dass die SPD-Bundestagsfraktion zwar nette Forderungen
formuliert, aber die Praktikanten im Bundestag keinerlei Bezahlung erhalten?
Burchardt´s Kommentar: Nur Studierende mit gültiger
Immatrikulationsbescheinigung dürften im Bundestag ein Praktikum
absolvieren und keine Hochschulabsolventen.- Das müsste Betroffenen wie der
blanke Hohn vorkommen! Schließlich ist auch ein(e) StudentIn bereits eine
qualifizierte Arbeitskraft, die es wert ist, entlohnt zu werden! - Erst recht bei der
Einführung von Studiengebühren!
Solche Aussagen von Bundestagsabgeordneten lassen es fragwürdig
erscheinen, inwiefern sie wirklich ein Interesse daran haben, die Lage der
Studierenden zu verändern. Ganz abgesehen davon: Warum sollten große
Firmen etwas an ihrer Personalpolitik ändern, wenn die höchsten staatlichen
Institutionen selbst derart prekäre Arbeitsbedingungen für Studenten anbieten?
INFO
Am 1. April findet der erste europaweite PraktikantInnen- Aktionstag statt.
Organisiert haben ihn die DBG Jugend, der Verein Fairwork sowie Generation
Precaire - auch die Jusos Berlin nehmen teil. Bisher sind Aktionen in Paris,
Brüssel und Berlin bekannt.
Info: www.jusos-berlin.de
Henriette Müller
0
Kommentare
Noch keine Kommentare