Inland

Gender im Verkehr

von Die Redaktion · 24. Februar 2006
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Frauen nutzen durchschnittlich häufiger den ÖPNV als Männer. Dies belegte der Abteilungsleiter für Verkehr und Lärm beim Umweltamt Dessau Dr. Axel Friedrich anhand statistischer Rahmendaten. Ein Grund hierfür ist, dass Frauen seltener über ein Auto für ihre Erledingungen verfügen. Sie sind zudem häufiger mit Aufgaben beschäftigt, die in Verbindung mit Haus und Familie stehen. Daher bewegen sie sich auch eher im näheren Umkreis ihres Wohngebietes. Der Ausbau des ÖPNV liegt deshalb vor allem im Interesse von Frauen.

Wenn man dem ÖPNV immer weniger Geld zur Verfügung stelle, wie es unter dem gegenwärtigen "ökonomischen Diktat" der Fall sei, spare man vor allem auf dem Rücken der "Reproduktionsträgerinnen" stellte Prof. Christine Bauhardt, die sich an der Humboldt Universität mit Gender und Globalisierung beschäftigt, fest.

Einen Grund für die mangelnde Bereitschaft, die nötigen Finanzmittel für einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs herauszugeben, sieht Dr. Friedrich in einer länderspezifischen Kultur. In Holland würden die Entscheidungsträger ein Rad benutzen, in der Schweiz den ÖPNV und in Deutschland den Dienstwagen. Wenn die Politiker hierzulande "Geld für die öffentlichen Verkehrsmittel streichen, merken sie es nicht, weil sie ja nie mit ihnen fahren", so Dr. Friedrich.

Wie es gelingen kann, die Bedürfnisse eines breiten Personenkreises im öffentlichen Nahverkehr im Sinne des Gender Mainstreaming zu berücksichtigen, zeigte die Ingenieurin und Stadtplanerin Juliane Krause mit einem Projekt in Freiburg - eine Stadt, in der öffentliche Verkehrsmittel übrigens eine sehr breite Akzeptanz besitzen.

Es ging um die Haltestellen einer Stadtbahnlinie. Die verschiedenen Wünsche der unterschiedlichen Anwohnergruppen für deren Standort erfuhren die Planer der Verwaltung bei Ortsbegehungen und in persönlichen Gesprächen. Dieses Wissen konnten sie in eine nutzerfreundliche Aufstellung der Haltestellen umsetzen. Auf diese Weise wurde es möglich, die Wohnqualität des gesamten Stadtteils aufzuwerten.

Gender Mainstreaming und Öffentlicher Personennahverkehr, beide sind für eine bessere Lebensqualität förderungswürdig.

Karin Müller

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