Gauck-Nachfolge: Warum eine Frau ins Bellevue soll
Ute Grabowsky / photothek.net
„Eine selbstbewusste Frau, die für ein weltoffenes und soziales Deutschland steht.“ So stellt sich Marco Bülow das künftige Staatsoberhaupt der Bundesrepublik vor. Der SPD-Bundestagsabgeordnete aus Dortmund hat die Petition „Für die erste Bundespräsidentin“ gestartet. Nach vier Tagen haben bereits mehr als 1000 Menschen unterzeichnet.
Rückhalt in der Bevölkerung wichtiger als Parteibuch
Konkrete Vorschläge macht Bülow nicht, er wünscht sich, dass „es nicht wie üblich einen vorher nicht dikutierten Vorschlag der Parteispitze gibt“, sondern eine breite Beteiligung der Bevölkerung. Nach Bülows Vorstellung müsste das neue Staatsoberhaupt auch nicht zwangsläufig Sozialdemokratin sein. „Wünschenswert wäre eine Frau, die breites Ansehen genießt und für die sich viele Menschen in unserem Land aussprechen. Ein Staatsoberhaupt, welches die wachsende Spaltung in unserem Land überwinden will.“
Auch wenn konkrete Unterstützung für Bülows Initiative aus den SPD-Reihen bislang noch ausgeblieben ist – das Thema Bundespräsidentin wird bereits breit diskutiert. Dass sich die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF), Elke Ferner, über eine Frau in Bellevue freuen würde, wundert nicht. Entscheidend sei das Thema Gleichberechtigung, fordert Ferner.
Auch SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann „fände die Kandidatur einer Frau sehr gut“. Er meint: „Eine Bundespräsidentin wäre zeitgemäß.“ Oppermann wünscht sich jemanden, der oder die eine große Mehrheit in der Bundesversammlung findet.
Vorschläge von Malu Dreyer bis Mo Asumang
Wem es an Vorschlägen mangelt, der kann sich auf „Unsere erste Bundespräsidentin“ inspirieren lassen. Die Initiatoren der Internetseite wünschen sich „nach 68 Jahren eine Frau“ im höchsten Amt des Staates. Und stellen deshalb 68 mögliche Kandidatinnen vor, quer durch alle Parteien, Berufe, Weltanschauungen. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer ist dabei ebenso wie die Moderatorin und Regisseurin Mo Asumang, die frühere „ML Mona Lisa“-Moderatorin Maria von Weber oder die FDP-Politikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Sie war von 1992 bis 1996 und von 2009 bis 2013 Bundesjustizministerin war – als erste Frau in diesem Amt.
Die 16. Bundesversammlung tritt am 12. Februar 2017 im Reichstagsgebäude zusammen, um den oder die Bundespräsident/in zu wählen. Sollte eine Frau unter den Amtsanwärterinnen sein, wäre sie die siebte Kandidatin. Nach Luise Ringer (1984 für die Grünen), Hildegard Hamm-Brücher (1994 für die FDP), Dagmar Schipanski (CDU) und Uta Ranke-Heinemann (PDS, beide 1999) kandidierte zuletzt im Jahr 2009 Gesine Schwan (SPD) und unterlag knapp CDU-Mann Horst Köhler.