„Gamescom“: Klingbeil definiert digitale Ziele
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Die „Gamescom“ ist die weltweit größte Messe für interaktive Unterhaltung in Köln. Zu ihr gehört auch der „Gamescom Congress“, Deutschlands größter Kongress rund um digitale Spiele. Die Auftaktveranstaltung für den „Gamescom Congress“ gab sich in diesem Jahr politisch. Bei einem sogenannten „Debatt(l)e Royal“ diskutierten Spitzenvertreter von SPD, CDU, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und der Linken über Gaming und Digitalisierung.
Videospielentwicklung wird künftig gefördert
Für die SPD war Generalsekretär Lars Klingbeil zu Gast beim „Debatt(l)e Royal“. Er debattierte mit Annegret Kramp Karrenbauer (CDU), Nicola Beer (FDP), Jörg Schindler (Die Linke) und Michael Kellner (Bündnis 90/Die Grünen) über drei Themenblöcke: Deutschland als Games-Standort, eSport und Digitale Bildung beziehungsweise Digitalisierung in Deutschland. Moderiert wurde der Politik Talk von den YouTubern Peter Smits (PietSmiet) und Lisa Sophie Laurent.
„Wenn man sich international umhört, dann ist Deutschland bestimmt für einiges bekannt, aber nicht dafür, ein genialer Standort für eine innovative und tolle Videospielentwicklung zu sein“, bemängelte Moderator Peter Smits. Auch von den Messebesuchern kamen einige Fragen zur Subventionierung des Gamings in Deutschland. Im Koalitionsvertrag ist eine Förderung von Videospielen nun festgeschrieben. Klingbeil betonte, dass er sehr zufrieden damit sei, dass dies erreicht werden konnte. „Das war schon etwas Besonderes“, so Klingbeil.
eSport muss anerkannt werden
Videospiele seien zu lange einer Negativdebatte ausgesetzt gewesen. „Wir mussten immer erklären, dass Computerspiele gar nicht so schlimm sind und dass sie nicht dafür sorgen, dass Jugendliche auf die falsche Bahn geraten“, berichtete der SPD Generalsekretär. Klingbeil sagte, er sei stolz darauf, dass es nun eine Förderung geben wird. „Das ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, und den müssen wir fördern.“ Klingbeil unterstrich, dass dabei nicht nur kleine Spielehersteller von der Förderung profitieren dürften. Er betonte: „Wir müssen einfach anerkennen, in Deutschland haben wir gerade Schwierigkeiten, wenn es wirklich um die großen Spiele geht.“
Auch das zweite Schwerpunktthema eSport hat es bereits in den Koalitionsvertag geschafft. Lange Zeit war das Spielen an Computern und Konsolen nicht als Sportart anerkannt worden. Im Koalitionsvertrag ist nun aber wie folgt verankert: „Wir erkennen die wachsende Bedeutung der eSport-Landschaft in Deutschland an. Da eSport wichtige Fähigkeiten schult, die nicht nur in der digitalen Welt von Bedeutung sind, Training und Sportstrukturen erfordert, werden wir eSport künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive unterstützen.“ Lars Klingbeil berichtete, dass er sich gemeinsam mit Dorothee Bär (CSU) für diesen Absatz des Koalitionsvertrags eingesetzt habe. „Ich bin guter Dinge, der Druck ist da.“ Man könne zwar im Bundestag nicht beschließen, dass das ganze olympisch würde, aber man könne die Rahmenbedingungen ändern. Auch in der Sportszene täte sich etwas, man würde vorankommen. Klingbeil hofft, dass die Debatte um Anerkennung schnell beendet sein wird. „Wenn man sieht mit welcher Konzentration, mit welcher Fähigkeit Leute eSports betreiben, dann muss das anerkannt werden.“
Internetanschluss beeinflusst Lebensqualität
Des Weiteren hält Klingbeil eine bessere Digitale Bildung für wichtig. „Bildung muss sich radikal ändern, weil ich auch die These habe, dass sich in der Schulzeit entscheiden wird, ob Menschen später eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben.“ Das Lernen mit Digitalen Medien umzugehen, gehöre deshalb in die Schule, forderte Klingbeil.
Im letzten Drittel der Debatte ging es vor allem um den Ausbau von Breitbandinternet. Damit soll ganz Deutschland ein schneller Internetzugang ermöglicht werden. „Das Geld ist da“, so Klingbeil. Es gebe jedoch andere Hürden. „Das Problem ist, es gibt keine Firmen die den Tiefbau machen.“ Ein zweites Problem seien die komplizierten Förderkriterien. Sie sollen sich mit der Umstellung auf Glasfaser ändern. Klingbeil betonte: „Wir alle wissen, als Politik, als Regierung, dass wir an dieser Frage gemessen werden.“ Es ginge einfach um Lebensqualität und die Frage, ob alle Menschen gleichberechtigt ein vernünftiges Leben führen könnten. Der Zugang zu einem schnellen Internet gehöre da nun einmal dazu.
Ein Video der gesamten Debatte finden Sie unter:
https://www.youtube.com/watch?v=78MvqbSc4RA
studiert Communication, Culture and Management und ist Praktikantin beim „vorwärts“.