Inland

Gabriel: „Investitionen zahlen sich in der Zukunft aus“

Was braucht Deutschland, um auch 2025 zukunftsfähig zu sein? Darüber diskutierte Bundeswirtschaftsminister Gabriel mit internationalen Experten. Dabei sprach er sich erneut klar für größere Investitionen in Bildung und Digitalisierung aus.
von Yvonne Holl · 17. Januar 2017
Sigmar Gabriel
Sigmar Gabriel

Die deutsche Wirtschaft ist auf Wachstumskurs, Deutschland gilt als „wirtschaftlicher Motor Europas und die Arbeitslosenzahlen sind niedrig. „Läuft eigentlich alles, könnte man denken“, fasst Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zusammen. Doch die Mahnung folgt sogleich: Die größte Gefahr für Deutschlands Zukunft, in wirtschaftlicher wie sozialer Hinsicht, sei jedoch, zu denken „alles geht einfach so weiter“. Die Frage müsse lauten: „Was können und müssen wir tun, damit wir in zehn Jahren noch genauso gut aufgestellt sind“? Um diese Frage zu erörtern, hatte Gabriel Experten und Entscheider aus Wissenschaft und Wirtschaft nach Berlin eingeladen, zum Symposium „Deutschlands Zukunft – Innovationsagenda #de2025“

Im Fokus stand dabei die Digitalisierung, denn „Veränderungen vollziehen sich heute nicht mehr im Wandel von Generationen“, so Gabriel. Im Internet dauere ein Jahr wohl nur noch wenige Wochen. Um gut vorbereitet zu sein, auf die Veränderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte sei es nötig, bereits heute in Forschung und Bildung zu investieren. Einmal mehr warb Gabriel beim „Symposium Innovationsagenda“ dafür, die Überschüsse des Bundes teilweise zu investieren. „Investitionen zahlen sich aus, Steuererleichterungen mit der Gießkanne hingegen nicht“, so Gabriel. Er sprach sich für Wagnis und Erneuerung und gegen eine Haltung des ängstlichen Bewahrens aus.

Google-Chef: Digitalisierung bietet Menschen neue Chancen 

Zustimmung erhielt er von einem sehr erfolgreichen Wirtschafsakteur: Kent Walker aus der Chef-Etage des Internet-Riesen Google sieht in der Digitalen Bildung „neue Chancen für die Menschen“. Er warb dafür, in Digitalisierung und Bildung zu investieren, damit die Menschen weiter Innovationen hervorbringen können, die der ganzen Gesellschaft nützen. Kent führte Errungenschaften aus der Vergangenheit an, wie die Zuordnung von Blutgruppen oder die Erfindung des Kunstdüngers. „Vielleicht werden wir Innovationen hervorbringen, die den Krebs besiegen oder der Klimawandel stoppen“, so Kent, der sich selbst einen Optimisten nannte, der neue Technologien generell positiv sieht. Allerdings mahnte Kent auch: „Die neuen Technologien verändern die Arbeit der Zukunft.“ Um dafür gerüstet zu sein, müsse ein Mentalitätswechsel stattfinden, hin zu lebenslangem Lernen.

Die goldenen Jahre klug nutzen

Dazu fehlen jetzt aber noch die Voraussetzungen, glaubt Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Er fordert „einen Push, eine Investitionsoffensive“ in Bildung und Breitbandausbau. „Das wäre eine kluge Investition in die Zukunft.“ Denn: „Wir leben im Moment in Goldenen Jahren, die werden nicht lange anhalten“, so Fratzscher. Die sollte die Politik nutzen.

Gefragt, ob die deutschen Schulen mehr W-Lan oder mehr Lehrer am dringendsten bräuchten, waren sich die Symposiums-Teilnehmer einig, dass beides gebraucht wird: „Viel, viel mehr von beidem“, forderte etwa Gesche Joost von der Universität der Künste und Internetbotschafterin der Bundesregierung. Im europäischen Vergleich hinke Deutschland bei Digitaler Bildung dramatisch hinterher. In Polen etwa gebe es eigene Lehrpläne für das Fach „Coding“, deshalb kämen viele Programmierer aus dem Land. In Großbritannien hätten sich Staat und Wirtschaft zusammengeschlossen, um alle Schüler mit Mini-Computern auszustatten. Doch in Deutschland seien insbesondere die Bundesländer noch zögerlich, wenn es darum gehe, Schulen besser digital auszustatten.

Bert Rürup vom Handelsblatt Research Institute sieht den Grundfehler in der Vergangenheit: „Wir haben zugelassen, dass Digitales auf Industrie 4.0. reduziert wurde.“ Die heutigen Schüler seien sehr interessiert, aber bei vielen Lehrern sei die Bedeutung digitalen Wissens für die Arbeits- und Lebenswelt noch nicht angekommen.

Ideen sammeln unter #de2015

Einig waren sich die Teilnehmer, dass öffentliche und private Hand gemeinsam  handeln müssten, damit Deutschland zukunftsfest wird. Bundeswirtschaftsminister Gabriel forderte alle beteiligten auf, sich weiter am Dialog zu beteiligen, Vorschläge einzubringen. Dazu dient auch der #de2015. „Politiker sollten das nicht unter sich ausmachen“, so Gabriel.

Autor*in
Yvonne Holl

ist Redakteurin für Politik und Wirtschaft.

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