Inland

Für eine soziale Stadt

von Die Redaktion · 24. November 2006
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Für Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister im fränkischen Nürnberg, steht

zweifelsfrei fest: Städte sind die Orte, in denen sich die moderne Gesellschaft

herausbildet.

Die überwiegende Zahl der Bürger Deutschlands haben hier ihren

Lebensmittelpunkt. Längst schon ist bekannt, dass in ihnen die kulturellen und

wirtschaftlichen Impulse entstehen. Aber nicht nur das: in den Städten werden

die neuen Formen des bürgerschaftlichen Engagements erprobt. Für die

Bürgerinnen und Bürger sind sie der notwendige Raum für die Partizipation und

für die Ausgestaltung ihres Lebens.

Maly empfiehlt infolgedessen seiner Partei: "Wer sich wie die SPD einer aktiven

Bürgergesellschaft verschrieben hat, für den gelte es, die Kommunen zu

stärken".



Dr. Gerhard Langemeyer, Oberbürgermeister von Dortmund, sprang ihm bei

und erklärte, dass in den Zeiten der Globalisierung die Menschen einen Ort der

Orientierung suchten. Die Städte sind hierfür in vielen Fällen ein idealer Raum.

Seit Jahren verschlechtert sich die persönliche Situation für viele Menschen

durch Arbeitslosigkeit. Langemeyer versteht auch in solchen Lagen Städte als

Orte, in denen Betroffene Unterstützung erwarten können. In Dortmund,

einstmals einer der größten Standorte für Stahlerzeugung wurde 2001 das

letzte Werk für Stahlerzeugung geschlossen. Trotz dieser Schließung blickten

selbst die davon unmittelbar Betroffenen optimistisch in die Zukunft. Dies

gelang, weil die Politik Ziele aufzeigen konnte.

Im Zentrum der Diskussion zwischen den Kommunalpolitikern stand der

Wohnungsbau. Dr. Engelbert Lütke Daldrup, Staatssekretär im

Bundesministerium für Bau, Verkehr und Stadtentwicklung, ließ durchblicken,

dass er eine Privatisierung des kommunalen Wohnungsbau ablehne. Klar ist

für ihn: " Die Städte dürfen die Instrumente für den sozialen Wohnungsbau auf

keinen Fall aus der Hand geben."

Einmütig erklärten die Diskussionsteilnehmer, dass der Wettbewerbsmarkt

eine soziale Wohnpolitik nicht garantieren könne. Solche

Privatisierungsmaßnahmen führten und führen ins Leere, so Daldrup.

Langemeyer pflichtete ihm bei und erklärte eindringlich: "Eine Wohnpolitik, die

auch der Daseinsvorsorge diene, kann nur von Wohnungsbaugesellschaften

betrieben werden, die unter öffentlicher Kontrolle sind."

Langemeyer zufolge sind lediglich die städtischen

Wohnungsbaugesellschaften geeigneter Partner für die Entwicklung einer

sozialen Stadt. Durch den möglichen Einfluss der Politik auf die städtischen

Wohnungsbaugesellschaften kann etwa auf die Gestaltung der Mietpreise

eingewirkt werden. Ferner ermöglicht ein staatlicher Einfluss, die soziale

Mischung in den Stadtteilen zu erhalten und das Bürgerengagement zu fördern.

Folgerichtig sei eine weitere Privatisierung, die insbesondere von der

Rendite-Idee geprägt ist, mit aller Vehemenz zu verhindern.

Stefan Campen

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