Inland

Fünf vor zwölf: Punkteplan gegen Plastik

Mit einem Fünf-Punkte-Plan will Bundesumweltministerin Svenja Schulze ab 2019 noch einmal verstärkt gegen Plastikmüll vorgehen. Damit sollen Einwegverpackungen im Handel reduziert werden – aber auch Konsumenten sind aufgerufen, das eigene Verhalten anzupassen.
von Johanna Schmeller · 29. November 2018

Lichterketten, Glitzerfolie, Glühwein-to-go: Gerade in der Adventszeit haben Verpackungen, Dekoelemente und Einwegbecher Saison – aber nicht mehr überall. Auf 32 Quadratmetern präsentiert der kleine Laden „Annas Unverpacktes“ in der Heidelberger Innenstadt ein Trockensortiment. Nüsse, Gewürze, Flocken, getrocknetes Obst gibt es hier in Gläsern zum Selbstabfüllen.

„Durch die politische Dauer-Diskussion rückt Müllvermeidung endlich ins Bewusstsein von Leuten, die sonst vielleicht erst in zwei oder drei Jahren hergefunden hätten“, sagt Inhaber Andreas Wille. „Seit mindestens sechs Monaten hat das Thema Plastikmüll Konjunktur.“

Fünf Punkte gegen Plastik

Der neue Anti-Plastikplan von Bundesumweltministerin Svenja Schulze trägt dem jetzt Rechnung. Er stützt sich auf drei Prinzipien: Procycling, Recycling und Aufklärung – also Müllvermeidung, Wiederverwertung und möglichst viel Information darüber, wo Verpackungen überflüssig sind.

Im Detail liest sich der Plan wie eine Reihe von Neujahrsvorsätzen, die schon im kommenden Jahr Wirklichkeit werden könnten: Von der EU beschlossene Vorgaben gegen Einwegplastikwaren wie Ohrwattestäbchen oder Plastikbecher sowie Schweißverpackungen für Obst und Gemüse sollen noch 2019 in deutsches Recht umgesetzt werden.

Für Produkte, bei denen recyceltes Material verwendet wird, ist eine Förderung durch niedrigere Lizenzentgelte geplant. Die Recyclingquoten sollen im kommenden Jahr von derzeit einem guten Drittel auf deutlich über die Hälfte gesteigert werden.

Kampf gegen Schutt im Meer

Für den Kampf gegen Meeresmüll sind im Bundeshaushalt 2019 insgesamt 50 Millionen Euro vorgesehen, und durch verbesserte Information über die Biotonne könnten Plastikanteile im Kompost künftig vermieden werden. Insbesondere Plastikflaschen bleiben 450 bis 500 Jahre im Meer, weshalb für das Trinken von Leitungswasser geworben wird – als Ersatz für Mineralwasser in Einwegflaschen.

Mikroplastikbestandteile in Kosmetikwaren, die etwa über das Duschgel ins Grundwasser gelangen, sollen dann 2020 der Vergangenheit angehören.

Tatsächlich drängt die Zeit. In der EU entstehen nach Angaben der EU-Kommission jedes Jahr rund 26 Millionen Tonnen Plastikmüll. Nach Angaben von Meeresforschern landen international zwischen fünf und knapp 13 Millionen Tonnen Plastikmüll jährlich in den Weltmeeren. 

Besondere Priorität hat daher auch das Thema Müllvermeidung. Der Fünf-Punkte-Plan der Bundesumweltministerin umfasst hierzu zum Beispiel eine Kampagne gegen die Wegwerfgewohnheiten unter dem Motto „Weniger ist mehr“.

Jeder Schritt zählt

Für manche wurde daraus bereits ein Lebensstil. Die Journalistin Julia Bayer verzichtet schon heute auf Plastik, wo immer es geht:Seit fünf Jahren kaufe ich meinen Käse in einer Glasschale, und mindestens einen Jutebeutel hab‘ ich immer dabei für Obst, Gemüse und Brötchen“, erzählt sie.

Ihr Blog „Ich nehm’s ohne“ war einer der ersten rund um das Thema Plastikvermeidung. „Angefangen hat alles mit einer Neujahrs-Challenge: Können wir, vier Freunde, eine Woche komplett ohne Verpackung einkaufen?“ Während des Experiments haben die Journalisten gebloggt – und schnell eine Community gefunden. Aus einer Woche wurde so ein Monat. Aus einem Monat wurden Jahre.

Inzwischen führt Julia Bayer auch Schulprojekte durch. Was sie vom Fünf-Punkte-Plan hält?

„Helfen wird sicher jeder der fünf Punkte", meint Julia, „aber aus meiner Sicht ist jeder Schritt, auch der eigene, ein wichtiger und hat Auswirkungen.“ Also auch mal den Verkäufer fragen, ob es den Käse verpackungsfrei gibt, oder Shampoo beim Friseur abfüllen lassen, empfiehlt sie. Oder eben gleich in Läden wie "Annas Unverpacktes" einkaufen, wie es sie in vielen deutschen Städten gibt.

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