„Fridays for Future“: Schulstreiks gehen in die nächste Runde
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Bunt, jung und vor allem wütend: Schüler und Erwachsene versammeln sich am Freitagmorgen im Invalidenpark in Berlin, um gegen die aktuelle Klimapolitik zu demonstrieren. Der Platz hat sich schnell gefüllt, sogar Grundschulkinder laufen in Begleitung Erwachsener Hand in Hand durch die Menschenmasse. Sie rufen: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“ und halten dabei selbstgemalte Plakate von schwitzenden Eisbären, schmelzenden Schneemännern und vertrockneten Bäumen in die Luft. Viele der Plakate entpuppen sich als Umzugskarton, recycelt und mit frischer Farbe dienen sie nun dem Umweltschutz.
Schulstreiks werden unterstützt
Vereinzelt sieht man Erwachsene in der Menschenmenge, die auf ihren Plakaten Solidarität für die Kinder und Jugendlichen zusichern. „Parents for Future“ nennt sich die neue Initiative, die Kinder und junge Leute im Klimastreik unterstützt.
Auch Mitglieder der Jusos sind am Freitagmorgen im Invalidenpark dabei. Ben Schneider, stellvertretender Landesvorsitzender der Jusos Berlin, sieht den Schulstreik positiv: „Wir als Jusos finden es unterstützenswert, wenn Schülerinnen und Schüler für eine bessere Klimapolitik streiken.“ Schneider sagt, es sei durchaus verhältnismäßig, für einen Klimastreik von der Schule fern zu bleiben: „Ich glaube, dass ein Klimastreik nur dann ein Streik ist, wenn er in der Arbeitszeit stattfindet. Wenn die BVG streikt, dann findet das schließlich auch in der Arbeitszeit statt und nicht in der Freizeit nach dem Feierabend“. Ein Streik bringe die nötige Aufmerksamkeit, um politische Anliegen darzulegen, stellt Schneider fest.
Anton Heinecke, Mitglied der Jusos Berlin, ist selbst noch Schüler. Kurz vor seinem Abitur wolle er es nicht nehmen lassen, bei den internationalen Demos ein Zeichen zu setzen. Er findet, dass „schwänzen“ das falsche Wort für die Tatsache sei, dass Schüler vom Unterricht fernblieben, um zum Klimastreik zu gehen: „Das Wort „schwänzen“ ist so negativ konnotiert, dass es vorwurfsvoll klingt. Und es ist unzutreffend: Die Schüler schwänzen eigentlich nicht die Schule, sondern opfern ihren Unterricht, um sich für das Klima einzusetzen.“
Jusos: Klima nachhaltig verbessern
Die streikenden Schüler fordern eine Politik, die nachhaltig das Klima verbessert. Schneider sagt dazu: „Die Jusos haben auch ein großes Interesse am Klima: beim letzten Bundeskongress haben wir zu einem größeren Umweltantrag den Beschluss gefasst, dass wir uns für einen schnelleren Kohleausstieg, erneuerbare Energien und emissionsfreie Mobilität einsetzen.“ Es handele sich hierbei nicht um ein persönliches Statement, sondern um politische Botschaften, die die jungen Menschen und die Jusos im Speziellen umsetzen wollen.
Zu dem Klimaschutzgesetz, das SPD-Umweltministerin Svenja Schulze durchbringen möchte, sagt Schneider: „Das Klimaschutzgesetz ist ein erster richtiger Schritt. Darüber hinaus brauchen wir aber noch eine übergeordnete Strategie für die Bundesrepublik.“ Außerdem seien die Jusos internationalistisch, vor allem die Klimapolitik könne man nur global betrachten: „Wir denken Probleme nicht auf nationalstaatlicher Ebene, sondern auch immer darüber hinaus. Das bedeutet, wir müssen den globalen Süden stärker mitnehmen und bei den Anstrengungen zum Klimaschutz unterstützen. Klimaschutz ist eine gemeinsame, globale Anstrengung. Die globale Erderwärmung macht eben nicht vor nationalen Grenzen halt.“
studiert Sozialwissenschaften und war im Frühjahr 2019 Praktikantin beim vorwärts-Verlag.