Kunden von Eon Thüringer Energie, Eon Avacon, RWE Westfalen Weser-Ems, Mitteldeutsche Gasversorgung, Spree Gas, Entega sowie der Thüga können ab April zu einem konkurrierenden Anbieter
wechseln. Mit diesem Zugeständnis konnten die betroffenen Unternehmen ein Missbrauchsverfahren abwenden. Das Bundeskartellamt hatte den Gasversorger vorgeworfen, Privatkunden überhöhte Preise zu
berechnen.
"Diese Möglichkeit sollte sich letztendlich in einem niedrigeren Preis niederschlagen", hofft Kartellamtschef Ullrich Böge. Von einem wirklichen Wettbewerb kann aber noch nicht die Rede sein.
Der potentielle neue Versorger übernimmt das Gas weiterhin vom örtlichen Anbieter. Im Prinzip ändert sich also nur der Name.
Böge räumte denn auch ein, "dass es mit dieser Lösung sicher noch keinem Anlaß zur Euphorie gebe". Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) bezeichnete die Übereinkunft als "Zwischenlösung",
bis ein wirksames System gefunden sei, das Gaslieferanten eine Durchleitung durch das Netz örtlicher Konkurrenten ermögliche. Dies soll bis zum Herbst diesen Jahres geschehen. Darauf hatten sich
die Bundesnetzagentur, Vertreter der Gaswirtschaft sowie Verbraucher- und Händlerverbände kürzlich geeinigt. (siehe dazu: Wechsel am Gasmarkt)
Sinkende Preise nicht in Sicht
Verbraucherschützer zeigten sich enttäuscht über Entscheidung des Kartellamts. "Mit Wettbewerb hat das nicht viel zu tun", sagte Holger Krawinkel, Energieexperte des Bundesverbandes der
Verbraucherzentralen. Aribert Peters, Sprecher des Bundes der Energieverbraucher, betonte, Gaskunden hätten nun eine Bestätigung dafür, dass sie überhöhte Preise gezahlt hätten. Klagen auf
Rückzahlungen räume er nun bessere Chancen ein.
Der Präsident des Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft, Michael Feist, erklärte, die Gasanbieter arbeiteten mit Hochdruck daran, Haushalts- und Kleingewerbekunden
Alternativen zu eröffnen. Sinkende Preise sind wohl trotzdem nicht zu erwarten. Einige Versorger planen nach Angaben der Süddeutschen Zeitung bereits neue Preiserhöhungen.
Karsten Wiedemann
Quellen: Süddeutsche Zeitung (15.2.06), Financial Times Deutschland (15.2.06), Frankfurter Allgemeine Zeitung (15.2.06), Berliner Morgenpost (15.2.06), www.bgw.de, www.vzbv.de,
www.energieagentur.de
Redakteur bei vorwaerts.de bis September 2009, jetzt Redakteur bei Neue Energie, dem Magazin des Bundesverbands für Windenergie