Inland

Forum gegen Wohnungslosigkeit: „Ohne Wohnraum ist alles nichts.“

Als erste Bundesregierung bekämpft die Ampel die Obdachlosigkeit in Deutschland. Beim Auftakttreffen des „Nationalen Forums gegen Wohnungslosigkeit“ am Montag wurde deutlich, worauf es dabei ankommt.

von Kai Doering · 3. Juni 2024
„Wir schauen nie wieder weg als Bund.“ Klara Geywitz sagt der Obdachlosigkeit in Deutschland den Kampf an.

„Wir schauen nie wieder weg als Bund.“ Klara Geywitz sagt der Obdachlosigkeit in Deutschland den Kampf an.

Das Ziel ist ehrgeizig. Bis 2030 soll die Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland überwunden werden. So hat es sich die Bundesregierung vorgenommen und dafür Ende April einen „Nationalen Aktionsplan“ beschlossen. Bund, Länder, Kommunen und Akteur*innen aus Praxis und Wissenschaft haben ihn gemeinsam entwickelt. Insgesamt sieht der Plan 31 Maßnahmen vor. Für die Umsetzung ist ein „Nationales Forum gegen Wohnungslosigkeit“ verantwortlich. Am Montag hat dessen Auftakttreffen in Berlin stattgefunden.

„Wir schauen nie wieder weg als Bund.“

„Ohne Wohnraum ist alle nichts“, sagte dabei in ihrer Rede Bundesbauministerin Klara Geywitz in Anlehnung an das berühmte Friedenszitat von Willy Brandt. Auch wenn es verwunderlich klinge: „Die Bekämpfung der Obdachlosigkeit ist für die Bunderegierung ein neues Thema.“ Keine Regierung vor der Ampel habe sich bisher darum gekümmert. Zum Auftakt des Forums gegen Wohnungslosigkeit verspricht die Ministerin: „Wir schauen nie wieder weg als Bund.“

Mit der Ausweitung des Wohngelds habe die Bundesregierung „ein wichtiges präventives Instrument“ geschaffen. Das Programm „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“ (BIWAQ) setzt auf die Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit und auf die wohnortnahe Integration von Menschen ohne Arbeit. Für die schnelle Hilfe will die Bauministerin bundesweite Standards für Notunterkünfte entwickeln. „Der entscheidende Faktor aber“, das weiß Klara Geywitz, „wird die Zur-Verfügungstellung von Wohnraum sein“.

An den Vorstellungen der Betroffenen orientieren

Dafür verantwortlich ist u.a. der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW). Zwei Drittel der geförderten Sozialwohnungen würden von Unternehmen des Verbands verwaltet, sagt Geschäftsführer Christian Lieberknecht. 80 Prozent der kommunalen Wohnungsunternehmen hätten Kooperationsvereinbarungen geschlossen, wie Wohnungslosen besser geholfen werden kann. Ein Bestandteil dabei sei der Kampf gegen Vorurteile. „Vermieter sollten nicht die eine Gruppe Mieter einer anderen vorziehen.“

Einen schnellen Zugang zu einer eigenen Wohnung statt einen langen Aufenthalt in einer Notunterkunft – das empfiehlt auch Ingo Bullermann, Geschäftsführer der „neue Chance“. Die gGmbH in Berlin hilft Menschen „in schwierigen Lebenssituationen und Notlagen“ durch Beratungen und – bei Bedarf – durch die Unterbringung in einer Wohnung oder einer Wohngemeinschaft. „Bei unseren Bemühungen sollten wir uns stark an den Wünschen und Vorstellungen der Betroffenen orientieren“, ist Bullermann überzeugt. „Das fördert die Eigenmotivation.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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2 Kommentare

Gespeichert von Armin Christ (nicht überprüft) am Di., 04.06.2024 - 07:18

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Seit Jahrzehnten ist die Frage nach bezahlbaren und ausreichenden Wohnung ein Top-Thema. Es wird viel geredet und so Foren wie „Nationalen Forums gegen Wohnungslosigkeit“ gegründet, aber ändern tut sich nichts. In Berlin gab es den Volksentscheid, aber die Politik der Herrschenden scherte sich darum nicht.
Für Krieg, Waffen und Munition haben sie Geld.
Und der freie Markt regelt da garnichts, das sollten wir in den letzten Jahrzehnten gelernt haben. Mehr Wohngeld das in die Taschen der Wohnungskonzerne fließt ??? Ein sozialpolitische Maßnahme aber keine grundlegende Änderung einer verfehlten Politik - von überbordeter Bürokratie will ich schon garnicht schreiben.