Inland

Fluch oder Segen?

von Julia Hamann · 4. November 2009
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Keine andere Technologie hat den alten Streit über den Fortschritt als Segen oder Fluch in den vergangenen Jahren so angefacht wie die Gentechnologie. Der Grund ist so offensichtlich wie komplex: Die Gentechnologie ist nicht einfach nur eine technologische Entwicklung wie etwa die Telekommunikationstechnik, die in den letzten Jahren ebenfalls einen rasanten Fortschritt erlebte. Die Gentechnologie und die damit mögliche gezielte Einflussnahme auf das Genom berührt und beunruhigt die Menschen in besonderem Maße. Denn mit ihr kann unmittelbar in die Erbsubstanz eingegriffen werden - in die der Natur und in unsere eigene.

"Eine dezidierte Gesellschaftsberatung"

Vier Jahre nach Erscheinen des ersten Gentechnologieberichts legt die interdisziplinäre Arbeitsgruppe, die neben Natur- auch aus Geistes- und Sozialwissenschaftlern besteht, nun erneut ihr umfassendes Monitoring zu den aktuellen Entwicklungen vor. Günter Stock, Präsident der Akademie, spricht angesichts dieser Langzeitbeobachtung nicht ohne Stolz von einer "Vorreiterrolle der Akademie".

Das Ziel dieses Projektes ist ehrgeizig. Das gesamte facettenreiche Spektrum der Gentechnologie wird in den Blick genommen - wirtschaftliche, ökologische und naturwissenschaftliche Aspekte ebenso wie ethische, politische und soziale Gesichtspunkte. Der Bericht versteht sich dabei nicht nur als Dokumentation der technologischen Entwicklung. Vielmehr will er zu einer Moderation der äußerst kontrovers geführten öffentlichen Debatte beitragen. Er offeriert Handlungsempfehlungen an Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Oder, wie es Günter Stock formuliert: Der Bericht ist "eine dezidierte Gesellschaftsberatung".

Grüne Gentechnik

In den letzten Jahren hat sich die Debatte vor allem um die Züchtung und Nutzung von gentechnisch veränderten Pflanzen, den sogenannten gv-Pflanzen, entzündet. Kein anderer Aspekt der Gentechnik ist hierzulande - wie in ganz Europa - so umstritten. Befürworter und Gegner lieferten und liefern sich einen erbitterten Schlagabtausch.

Indes arbeiten Forscher bereits an der zweiten und dritten Generation von gentechnisch veränderten Pflanzen. Hierzu zählen Pflanzen mit Inhaltsstoffen für eine gesündere Ernährung, für eine medizinische Nutzung oder die Verwendung in der Industrie. Weltweit wächst die Bedeutung der gv-Pflanzen beim Anbau sowohl von bei Futter-, als auch von Lebensmitteln. Auch wenn der Bericht feststellt, dass nach über einem Jahrzehnt der Nutzung transgener Pflanzen keine Belege für eine "besonders negative gesundheitliche Wirkung" gefunden wurden, heißt es doch an anderer Stelle: "Statt wie zu Beginn der Herstellung transgener Pflanzen meist nur ein oder wenige Gene zu transferieren, werden zunehmend mehrere Gene übertragen. Bei solchen Eingriffen in die Physiologie der Pflanzen könnte die Wahrscheinlichkeit unerwarteter, nicht gewünschter Wirkungen im Stoffwechsel zunehmen."


Eine Kurzfassung des Berichts finden Sie unter http://www.bbaw.de/bbaw/Aktuell/

Weitere Informationen und Downloads unter http://www.gentechnologiebericht.de/

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