Inland

Fit für die Zukunft

von Sebastian Zajonz · 2. Februar 2011
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Unter dem Titel "Flexibilisierung und Employability: Schlüsselbegriffe für die Arbeitswelt im Wandel" sprachen die Teilnehmer über die Spaltung des Arbeitsmarktes und was man dagegen unternehmen kann.

Der demografische Wandel

In seinem Einführungsvortrag präsentiert Hubertus Heil, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag, einen Ideenkatalog zu diesem Thema. Als Maßnahme mit schneller Wirkung wünscht Heil sich eine "Vermittlungsoffensive", konzentriert auf drei Gruppen "Jugendliche, Alleinerziehende und Langzeitarbeitslose".

Zumindest der gesetzliche vorgegebene Betreuungsschlüssel (maximal 75 Arbeitssuchende auf einen Vermittler) solle so überall erreicht werden. Studien zeigen, dass gut qualifizierte Arbeitsvermittler und ein angemessener Betreuungsschlüssel die Vermittlungsquote deutlich steigern könnten, erklärt Heil.

Die Verwissenschaftlichung der Arbeit

"Qualifizierungen unterliegen einem Entwertungsprozess." So beschreibt Hilmar Schneider, Direktor Arbeitsmarktpolitik am Institut zur Zukunft der Arbeit, die Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Als Beispiel führt er den Beruf des Automechanikers an, bei dem es ursprünglich reichte mechanische Kenntnisse zu haben, inzwischen sind zusätzlich erhebliche Kenntnisse der Elektronik notwendig. An diese Umstände muss das Bildungs- und Weiterbildungssystem in Deutschland angepasst werden.

Wandel als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

"Wer trägt die Verantwortung für Employability und Flexibilisierung?" Mit dieser Frage rückt Hubertus Schmoldt, ehemaliger Vorsitzender der Gewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie, die gesamtgesellschaftliche Aufgabe in den Mittelpunkt. Nicht nur die Bürgerinnen oder der Staat, auch die Unternehmen haben ihren Teil beizutragen.

Dies ergänzt sich gut mit den Forderungen Heils. Er setzt sich dafür ein, den "Rechtsanspruch auf Schulabschluss" zu erhalten und Schulabbrechern eine zweite Chance zu geben. So können ungenutzte Potenziale geweckt werden. Auch der Ausbau der Weiterbildungschancen unter den Stichworten "Studium ohne Abitur" und "berufsbegleitendes Studium" ist Heil wichtig.

Flexibilität auf sozialdemokratische Art

"Flexicurity ist der kontinentaleuropäische Weg", stellt Thomas Sattelberger, Vorstand Personal und Arbeit der Deutschen Telekom AG, fest. Es soll die für die Wirtschaft notwendige Flexibilität durch Arbeitszeitkonten und Leiharbeit mit möglichst hohen Sozialstandards verbinden. Dazu gehören unter anderem Leiharbeit, nach dem Grundsatz gleicher Lohn für gleiche Arbeit, und Lebensarbeitszeitkonten, die von Unternehmen zu Unternehmen mitgenommen werden, inflations- und insolvenzsicher sind.

Das Feld der Arbeitsmarktstrategien ist äußerst komplex. So vielfältig die Problemstellungen des 21. Jahrhunderts sind, so unterschiedlich und doch aufeinander abgestimmt müssen die Strategien von Politik und Gesellschaft sein. Eine Lösung durch einen großen Wurf ist nicht zu erwarten. Doch die Probleme drängen, Ideen und Programme sind jetzt gefragt. Denn, wie Hubertus Heil sagt: "Wenn jetzt nichts passiert, dann passiert Dramatisches".

Autor*in
Sebastian Zajonz

Redakteur in München

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