Ferda Ataman: Wofür die neue Antidiskriminierungsbeauftragte steht
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Es ist eine Personalie, die im politischen Berlin in den vergangenen Wochen heiß diskutiert wurde. Nun ist Ferda Ataman offiziell im Amt, als Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung. Die Stelle war 2006 nach Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) neu geschaffen worden. In den vergangenen vier Jahren war sie jedoch nicht besetzt, da im Jahr 2018 eine Mitbewerberin gegen die Ernennung von Nancy Böhning (SPD) seitens des Bundesfamilienministeriums geklagt hatte. In diesem Jahr wurde die „Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung“ erstmals vom Bundestag gewählt.
Ataman: „Ich werde schon mein Leben lang gefragt, wo ich herkomme.“
Mit den Stimmen der Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP fiel die Wahl schließlich auf die vom Bundesfamilienministerium vorgeschlagene Ferda Ataman. Die 42-jährige Publizistin ist künftig als Leiterin der Antidiskriminierungsstelle zuständig für den Schutz vor Diskriminierung von Personen aufgrund ehtnischer Herkunft, Religion/Weltanschauung, Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, Lebensalter oder Behinderung.
Ataman selbst wurde in Stuttgart geboren und wuchs in Nürnberg als Tochter türkischer Gastarbeiter*innen auf. Über ihre eigenen Erfahrungen schrieb sie unter anderem in ihrem 2019 erschienen Buch „Hört auf zu fragen! Ich bin von hier“. Darin schreibt Ataman: „Ich werde schon mein Leben lang gefragt, wo ich herkomme, nur weil ich Ferda heiße.“ Humoristisch überspitzt schildert sie beispielsweise, wie sie während ihres Studiums in Franken schon vormittags in der Mensa Schweinebraten aß, um als „integriert“ akzeptiert zu werden.
Vorsitzende der Neuen Deutschen Medienmacher*innen
Nach ihrem Studium arbeitete sie zeitweise für den damaligen Integrationsminister von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, ehe sie als Publizistin, Kolumnistin und Autorin tätig war. Zudem leitete Ataman bereits von 2010 bis 2012 das Referat Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und von 2012 bis 2016 den „Mediendienst Integration“, einen Informationsdienst des Rates für Migration für Journalist*innen. Seit 2018 ist Ataman Vorsitzende des Vereins „Neue Deutsche Medienmacher*innen“, den sie zehn Jahre zuvor gemeinsam mit anderen Journalist*innen mit Migrationshintergrund gegründet hatte.
Wobei Ataman selbst in ihrem Buch kritisch mit dem erst vor knapp 20 Jahren in der Medienöffentlichkeit etablierten Begriffs des Migrationshintergrunds umgeht. „Manche Menschen haben zwei Arme, zwei Beine und einen Migrationshintergrund“, schreibt sie darin unter anderem. Auch um für weniger Diskriminierung zu sorgen, fordert sie eine neue Integrationspolitik, ein besseres Verständnis von Rassismus und Chefpositionen künftig nicht mehr nur mit weißen Männern zu besetzen.
Große Unterstützung aus der SPD-Fraktion
In ihren Artikeln und Kolumnen verwendet Ataman häufig eine zuspitzende, teils drastische Sprache. Kritisiert wurde daher vor ihrer Wahl zur Antidiskriminierungsbeauftragten vor allem eine Kolumne aus dem Jahr 2020, die sich mit der Bezeichnung „Kartoffel“ für Deutsche ohne Migrationshintergrund beschäftigte. Dies wurde insbesondere von konservativer und rechtspopulistischer Seite als diskriminierend gewertet.
Wohingegen Ataman innerhalb der SPD-Bundestagsfraktion auf große Unterstützung stieß. Zwei Tage vor ihrer Wahl stellte sie sich in einer Sitzung der Fraktion vor. Die Rückmeldungen waren daraufhin einhellig positiv, wie die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin Katja Mast tags darauf in einem Pressegespräch berichtete.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo