"Die Krise ist in Deutschland noch nicht vorbei", sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Entwicklung des Freistaates Thüringens Matthias Machnig (SPD) auf der Podiumsdiskussion der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema 'Exporte um jeden Preis? Zur Diskussion um das deutsche Wachstumsmodell.' "Die weltweiten konjunkturellen Maßnahmen laufen dieses Jahr aus. Das wird sich nächstes Jahr auf die deutsche Exportwirtschaft niederschlagen."
Lohndumping und atypische Beschäftigungen
Deutschland habe sich seine Wettbewerbsfähigkeit teuer erkauft, so Machnig. So sei die Bundesrepublik das einzige Land mit Reallohnverlusten. Durch dieses Lohndumping ist die Lohnquote wie
2008 auf 61 Prozent verblieben. Gleichzeitig ist jedoch der Anteil atypischer Beschäftigungen, Teilzeitjobs und der Leiharbeit im Vergleich zu sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen stark
gestiegen. Und das trotz der stetig abnehmenden Arbeitslosigkeit. Machnig: "Wir haben unsere Wettbewerbsfähigkeit gesteigert - jedoch zu Lasten der binnenkulturellen Entwicklung."
Dr. Dierk Hirschel von der Ver.di-Bundesverwaltung hat gleich mehrere Probleme im deutschen Wirtschaftssystem identifiziert: Deutschland habe eine der schlechtesten Beschäftigungsentwicklungen in Europa. Die private und öffentliche Investitionsquote liege immer noch auf dem Niveau der 80er Jahre. Außerdem seien viele binnenmarktnahe Bereiche weggebrochen und ein starker Niedriglohnsektor etabliert worden. Es gebe einen enormen "Nachholbedarf bei den Löhnen." "Was wir brauchen ist ein gesetzlicher Mindestlohn, gleichen Lohn für gleiche Arbeit und die Abschaffung von Minijobs bzw. 1-Euro Jobs", so Hirschel.
Forschung, Bildung, Infrastruktur
Der Hauptgeschäftsführer des
Verbandes der Chemischen Industrie Dr. Utz Tillmann hat drei Schritte identifiziert, auf die Deutschland in den kommenden Jahren den "Grundboden nachhaltigen
Wirtschaftens" aufbauen müssen: "FBI - Forschung, Bildung, Infrastruktur. Das sind die drei wichtigen Elemente, die den Standort Deutschland zukünftig ausmachen."