Inland

Europas Frieden bewahren

von Vanessa Jasmin Lemke · 30. Oktober 2013

Lange Zeit bestimmten Vertreibung, Krieg und Hass das Leben der Menschen auf dem Balkan. Der Weg zu demokratischen und pluralistischen Staaten ist das Ziel des Joint History Projects des Center for Democracy and Reconciliation in Southeast Europe (CDRSEE). Am Montag wurde es mit dem Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet.

„Es wurde mehr Geschichte produziert als wir verdauen können“, sagte der Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung Kurt Beck bei der Verleihung des Menschenrechtspreises. Beck meinte damit die 90er Jahre waren im ehemaligen Jugoslawien. Sie waren geprägt von einer Serie von Kriegen, Massakern, Leid und letztendlich dem Zerfall des Staates – mit Auswirkungen bis in die Gegenwart.

Die Nichtregierungsorganisation CDRSEE setzt sich seit 1998 dafür ein, demokratische und pluralistische Gesellschaften in Südost-Europa zu stärken und ehemals Verfeindete miteinander zu versöhnen. Für ihr Engagement wurde ihr von der Friedrich-Ebert-Stiftung der Menschenrechtspreis 2013 verliehen. Das Joint History Project wurde bereits 1999 ins Leben gerufen als der Kosovokrieg noch nicht lange zurücklag. Ziel des Projekts war und ist es, das Geschichtsbild der verfeindeten Akteure der Kriege auf dem Balkan zu verändern.

Die Arbeit des Joint History Projects

Die Beteiligten setzten an einem gemeinschaftlichen Geschichtsbild an und wollen den Kern der Sichtweisen auf die Geschichte herausarbeiten, um der Instrumentalisierung der Geschehnisse vorzubeugen. Das Joint History Project entwickelte neue Bücher und Lehrmaterialien, führt Debatten, Seminare und Workshops durch und bemüht sich um die Prävention weiterer Konflikte. „Gemeinschaft, Engagement und Courage zeichnen diese Initiative aus“, lobte Kurt Beck bei der Preisverleihung und mahnte: „Wir dürfen diesen außerhalb der EU verbliebenen Teil Europas nicht vergessen. Die Medien reduzieren unsere Wahrnehmung nur auf die Schwächen.“

Das gemeinsame Geschichtsprojekt ist eine soziale, politische und schulische Initiative. Sie ermöglicht es Lehrern, Schülern und Interessierten, sich an der Aufarbeitung der Vergangenheit zu beteiligen, um den Frieden nachhaltig zu sichern und Stereotype zu beseitigen. Dafür wurden alternative Unterrichtsmaterialen, Lehrkonzepte und -pläne in zehn Sprachen entwickelt. „Wir wollen niemandem vorschreiben, wie er oder sie unterrichten soll. Wir wollen aber Lehrer als Motor der Veränderungen unterstützen“, sagte der Geschäftsführer des CDRSEE, Nenad Sebek.

„Demokratie und Freiheit müssen jeden Tag neu erstritten werden" 

Der Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz hielt die Laudatio auf die CDRSEE. „Insbesondere zwei Projekte des CDRSEE haben mich sehr beeindruckt. Zum einen das Joint History Project und zum anderen Employed, Empowered.“ Letzteres betreut Kriegsflüchtlinge und -rückkehrer. Allein im Jahr 2008 wurde auf diese Weise über 7000 Menschen geholfen, wieder eine Perspektive für eine Zukunft in ihrer Heimat zu finden.

Die Verleihung des Menschenrechtspreises geht auf das Hamburger Ehepaar Karl und Ida Feist zurück. Ihr Erbe wird von der Friedrich-Ebert-Stiftung verwaltet. Ausgezeichnet werden seit 1994 Initiativen, die Zeichen für die Zukunft setzen und Krieg und Zerstörung entgegentreten.

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Autor*in
Vanessa Jasmin Lemke

war Praktikantin beim vorwärts (2013).

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