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„Es ist Zeit“: SPD-Wahlwerbespot wird zum YouTube-Hit

Der TV-Werbespot zählt zu den klassischsten Instrumenten überhaupt, um im Wahlkampf auf sich aufmerksam zu machen. Die Klickzahlen auf YouTube zeigen, dass die SPD mit ihrem Spot einen Nerv trifft.
von Robert Kiesel · 7. September 2017
SPD-Wahlwerbespot
SPD-Wahlwerbespot

Den ersten Wahlwerbespot gab es schon, da war an Farbfernsehen noch nicht zu denken. 1957 wurden den Parteien in Deutschland erstmals Sendezeiten zur Verfügung gestellt, um auf den Mattscheiben der Nation für die jeweiligen Positionen und um Wählerstimmen zu werben. Am Ende machte die CDU unter dem amtierenden Bundeskanzler Konrad Adenauer das Rennen vor der SPD unter Erich Ollenhauer - der Einfluss der TV-Spots ist nicht erforscht.

SPD-Spot lässt Konkurrenz auf YouTube hinter sich

60 Jahre später hat sich in Sachen Mediennutzung viel getan, den Wahlwerbespot gibt es noch immer. Anders als früher, können sich die Wähler die Clips heute zu jeder Tages- und Nachtzeit anschauen, wenn sie mögen sogar in Dauerschleife. Und weil das Internet dem Masenmedium Fernsehen gerade bei jüngeren Wählern längst den Rang abgelaufen hat, schauen Parteien auf Klicks statt Quoten, wenn es den Erfolg des eigenen Clips zu bewerten gilt.

Was sie dabei sehen, dürfte den Strategen der SPD durchaus gefallen. Den auf YouTube unter dem Titel „Es ist Zeit“ veröffentlichten Spot, in dem sich SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz direkt an die Wähler richtet, klickten bislang knapp 1,5 Millionen User. Damit lässt die SPD die Konkurrenz von CDU, Grünen, FDP und Linken klar hinter sich, wenngleich der Clip bereits einige Tage länger online ist, als die Spots der Konkurrenz.

Coup im Netz: SPD leaked Wahlkampf-Spot der CDU

Besonders erfreulich aus Sicht der SPD: Bereits jetzt hat sie mit dem Clip zur Bundestagswahl 2017 online deutlich mehr Menschen erreicht, als in den Jahren 2013 und 2009. Der Clip zur vergangenen Bundestagswahl sammelte auf YouTube lediglich 150.000 Klicks - mitgezählt all jene, die sich den Spot erst nach der Wahl angeschaut haben. Vier Jahre zuvor, unter SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier, erreichte der SPD-Wahlwerbespot auf YouTube sogar nur 83.000 User - auch hier sind die Klicks nach der Wahl mitgezählt.

Für Aufsehen sorgte die SPD in diesem Jahr damit, den offiziellen CDU-Wahlwerbespot, der auf YouTube aktuell bei 31.000 Klicks steht, bereits einen Tag vor dessen Präsentation zu persiflieren. Auf Facebook erreichte der Clip bislang mehr als 200.000 User, verschiedene Mediendienste griffen die Aktion auf - auf Twitter trendete die Aktion binnen kurzer Zeit. Zur Erinnerung: Bereits im Jahr 2005 hatte die SPD die CDU derart düpiert, damals noch unter Gerhard Schröder.

„Die Partei“ setzt auf YouTube Maßstäbe

Spannend: Gemessen an der Größe der zur Bundestagswahl antretenden Parteien und den damit verbundenen Ressourcen, vermarktet die Satirepartei „Die Partei“ von Martin Sonneborn ihren Wahlwerbespot auf YouTube wohl am erfolgreichsten. Der Clip erreichte bislang 505.000 User, 15.000 von ihnen gaben an, den Clip zu mögen. Ein deutlicher Vorsprung im Vergleich zu SPD und CDU, deren Clips bei YouTube zusammen bislang die Marke von 1.000 Likes nicht überschreiten.

Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

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