Inland

Erzwungene Strompreissenkung

von Norbert Seeger · 7. Juni 2006
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Im Streit um immer höhere Strompreise und gleichzeitig überproportional steigende Rendite erhöht sich derr Druck auf die Stromkonzerne, die Preise zu senken. Nach der Ankündigung Hessen, die Preise notfalls per Verordnung zu senken, nehmen auch andere Bundesländer die Entwicklung der Energiepreise stärker unter die Lupe. So haben laut Landesregierung allein in NRW 15 von 89 Netzbetreibern bei der letzten Tariferhöhung zu hohe Netzentgelte einkalkuliert. Wenn sich der Eindruck bestätige, sollen die Untnehmen die Preisvorteile an die Kunden weitergeben.

In Baden-Württemberg hat die Landesregulierungsbehörde Preissenkungen zwischen 8 und 25 Prozent für Netzentgelte durchgesetzt. In Berlin rechnet man im nächsten Jahr mit sinkenden Strompreisen wegen zu erwartenden niedrigen Netznutzungsgebühren, die die Regulierungsbehörde im Juli festlegen will. Der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander appelierte an die stromliefernden Unternehmen, die an der Strombörse deutlich gesunkenen Preise an die Verbraucher weiterzugeben. Obwohl der preis für ein Zertifikat inzwischen um zehn Euro niedriger als zu den Spitzenzeiten 2005, hat noch kein Unternehmen die Preise gesenkt. Die bisherigen hohen Kurse wurden fast vollständig in die Strompreise eingerechnet, obwohl zu Beginn des Zertifikationshandels genügend kostenlose Zertifikate an die Unternehmen verteilt worden sind. Momentan sind auch mehr Berechtigungen auf dem Markt als von den Unternehmen benötigt. Neben Verbraucherschützern dringt auch Brüssel auf eine Senkung der Strompreise in der EU.

Bayern will bei Genehmigungsverfahren für Strompreise alle nicht gerechtfertigten Kostenansätze streichen, Hamburg will erst abwarten, wie sich die Stromkonzerne verhalten werden. Die letzte Preiserhöhung von Vattenfall im Mai hatte Hamburg nur unter der Auflage genehmigt, dass der Konzern jede weitere Senkung der Netznutzungsgebühren in voller Höhe an seine Kunden weiterleite. In Rheinland-Pfalz will man erst die Entwicklung auf den Märkten abwarten und dann gegebenenfalls Schritte einleiten, um die Strompreise zu senken. Norbert Seeger

Quelle: Stuttgarter Zeitung, 6. 6. 2006

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