Barcelona, Straßburg, Brügge, Rom oder gar ein Trip zu einer norwegischen Bohrinsel, der Energiekonzern Eon ließ sich die Reisen für die Lokalpolitiker einiges kosten. Allein für 120 000 Euro
jetteten acht Aufsichtsratsmitglieder der Essener Stadtwerke in die spanische Metropole. Umstritten ist, ob es sich dabei um Dienst- oder Privatreisen gehandelt hat, denn zum Teil durften auch die
Lebenspartner mitreisen. Auch ist nicht ersichtlich, warum Vorträge zum Thema Energie in Rom oder Brügge stattfinden mussten.
Der Kölner Staatsanwalt Günter Feld sagte, bei den Reisen habe es sich möglicherweise nur um "Kundenpflege" gehandelt. Hinweise auf Gegenleistungen gebe es bisher nicht. Auch wenn die Reisen
Vorträge beinhalteten, müsse aber genau geklärt werden, "in welchem Verhältnis die Gesamtreise zu diesem Anlass gestanden hat", so der Staatsanwalt. Gegen fünf Eon-Mitarbeiter werde wegen des
Verdachts der Vorteilsgewährung ermittelt.
Die Kölner Staatsanwalt war durch den Bericht einer Burscheider Zeitung auf den Fall aufmerksam geworden. Diese hatte im Juli von einer Reise des Stadtwerke-Aufsichtsrats auf eine norwegische
Bohrinsel berichtet. Die Reise hatte Eon bezahlt. Angeblich soll die Fahrt ein "Dankeschön" für die Zusammenarbeit der Stadtwerke Burscheid mit Eon gewesen sein.
Schlechte Woche für Eon
Für Eon kommen die Ermittlungen zur Unzeit. Das Unternehmen steht derzeit wegen seiner Preispolitik in der öffentlichen Kritik. Erst am Dienstag hatte das Kartellamt dem Unternehmen durch
eine Unterlassungsverfügung verboten, langfristige Lieferverträge mit Stadtwerken zu schließen.
Karsten Wiedemann
Quellen: Der Tagesspiegel (19.1.06), Westdeutsche Allgemeine Zeitung (19.1.06), Frankfurter Rundschau (19.1.06), Süddeutsche Zeitung (19.1.06)
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