Sauber: Hubert Weiger, BUND
So klingt einer, der sich seiner Sache sicher ist. „Der Atomausstieg ist auch ohne Kohlekraftwerke bis zum Ende dieser Legislaturperiode zu machen“, sagt Hubert Weiger. Nach Ansicht des Vorsitzenden des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sollen bis 2020 mindestens 45 Prozent des Strombedarfs aus Erneuerbaren Energien gedeckt werden. Bis spätestens 2050 soll die Komplettversorgung erreicht sein. Neben dem Ausbau der Erneuerbaren setzt Weiger dabei auf Energieeffizienz und aufs Stromsparen. „Dezentrale Gaskraftwerke wird es übergangsweise wohl auch noch brauchen“, räumt der BUND-Chef ein. „Die sollten aber ökologisch optimiert werden, also auch die Wärme nutzen.“ Auch für Biogasanlagen oder Kraft-Wärme-Kopplung würde Weiger keine Baugenehmigung mehr erteilen. Zentrales Werkzeug der Energiewende sei das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Die Forderung nach einer Abschaffung des EEG bedeute daher „die komplette Abkehr vom erfolgreichen Weg in eine zukunftsfähige Stromerzeugung.“
Sicher: Heinrich Hiesinger, ThyssenKrupp
Bis zum Frühjahr 2011 waren die Rahmenbedingungen für die deutsche Industrie klar. „Wir alle haben enorme Anstrengungen unternommen, um den Verbrauch von Rohstoffen und Energie und damit auch den Ausstoß von CO2 deutlich zu senken“, blickt der Vorstandsvorsitzende von ThyssenKrupp, Heinrich Hiesinger, zurück. Dann kamen Fukushima und der Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Atomausstieg. „Heute trifft die Politik überstürzt Entscheidungen, ohne die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie auch für die Zukunft abzusichern.“ Dabei sei Planungssicherheit das A und O für die Großunternehmen. Hiesinger bemängelt nicht die Wende an sich, sondern „die Risiken, die durch eine überstürzte Vorgehensweise entstehen, und die fehlende Absicherung von Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit.“ Langfristig gefährde dies den Standort Deutschland, Investitionen würden anderswo getätigt. Hiesinger ist sicher: „Von der Bundesregierung wird die Komplexität der Energiewende unterschätzt.“
Bezahlbar: Aribert Peters, Bund der Energieverbraucher
Aribert Peters geht es um Gerechtigkeit. „Energiewende bedeutet Demokratisierung und setzt diese voraus“, erinnert der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher. „Die Begünstigung von Großkonzernen auf Kosten der Übrigen passt dazu nicht.“ Peters fordert deshalb, dass künftig auch stromintensive Betriebe die volle EEG-Umlage bezahlen. Zurzeit werden sie bei den Stromkosten umfangreich begünstigt. Der Bund der Energieverbraucher sieht darin eine europarechtswidrige Beihilfe und hat Beschwerde in Brüssel eingelegt. „Wir befürworten das EEG und die damit verbundenen Zusatzkosten“, stellt Peters klar. Allerdings müssten die Bedingungen für alle gleich sein. Aus Peters‘ Sicht treiben vor allem „überzogene Gewinne der Versorger, fehlender Wettbewerb bei der Stromerzeugung und Manipulationen der Stromhandelsgroßmärkte“ die Preise. Das soll sich ändern, notfalls per Abstimmung mit den Füßen: „Wie beim Wahlzettel stimmt der Verbraucher mit einem Versorgerwechsel auch über dessen Geschäftspolitik ab.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.