Einstieg ins Berufsleben: Bundesfamilienministerium und DIHK bieten Hilfe für geflüchtete Frauen
Sich in eine fremde Gesellschaft einzufügen ist für Geflüchtete nicht leicht. Arbeit zu haben kann daher entscheidend für eine erfolgreiche Integration sein, doch der Einstieg in den Arbeitsmarkt ist of schwierig. Die Hürden sind vor allem für geflüchtete Frauen und Mütter schwieriger zu überwinden als für männliche Flüchtlinge. Das Bundesfamilienministerium und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) stellen einen Leitfaden für Unternehmen zur Verfügung, die genau diese Frauen bei ihrem Berufseinstieg unterstützen wollen.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Grundstein gelungener Integration
Eine Voraussetzung für die gelungene Integration von geflüchteten Müttern in die Berufswelt ist die Kinderbetreuung. Könne diese nicht gewährleistet werden, sei an Berufstätigkeit erstmal gar nicht zu denken, so Bundesfamilienministerin Katharina Barley (SPD). „Drei Viertel der geflüchteten Frauen sind Mütter. Sie müssen erst einmal einen Kita-Platz für ihre Kinder finden, den Familienalltag neu justieren und dann eine Rolle in der Berufswelt finden“ Auf eine nachholende Integration nach der Kindererziehung zu setzen, sei viel zu spät und würde viele Frauen über Jahre hinaus ausgrenzen.
Den geflüchteten Müttern bei ihrem Einstieg in die Arbeitswelt zu helfen, bringt laut der Bundesfamilienministerin zudem Vorteile für die Integration der gesamten Familie. Eine arbeitende Mutter sei für ihre Kinder ein Vorbild und schaffe die Vorraussetzungen für eine wahrgenommene Gleichstellung von Mann und Frau.
Notwendigkeit von Sprechkenntnissen und Qualifikationen
Ungefähr eine halbe Million Mädchen und Frauen haben in den letzten vier Jahren in Deutschland Schutz gesucht. Die Hälfte von ihnen steht jetzt oder in Zukunft dem Arbeitsmarkt zur Verfügung – eine Chance, die es zu nutzen gilt. Doch die geflüchteten Frauen bringen oft eine geringere berufliche Qualifikation mit sich als die Männer. Der Zugang zu Bildung wird ihnen in ihren Heimatländern erschwert oder vollständig verwehrt.
DIHK-Präsident Eric Schweitzer stellt fest: „Um die Erwerbstätigkeit geflüchteter Frauen zu steigern, müssen wir sie gleichzeitig beim Sprach- und Qualifikationserwerb unterstützen.“ Katharina Barley betont: „Der Großteil der geflüchteten Mütter will hier Geld verdienen und ist hoch motiviert.“ Dass arbeitende Mütter in Deutschland mittlerweile eine Normalität darstellen, bestätigt die Frauen in ihrem Wunsch nach einem Beruf.
Leitfaden für Unternehmen
Eine von Bundesfamilienministerium und DIHK herausgegebene Broschüre bietet Schritt-für-Schritt Anleitungen für Unternehmen, die sich Hilfe bei der Integration von geflüchteten Frauen erhoffen. Sie skizziert Lösungen für auftretende Probleme wie fehlende Qualifikationen oder mangelnde Deutschkenntnisse und beschreibt Positivbeispiele für gelungene Integration in die Arbeitswelt. Sie zeigt einen Weg auf, den Unternehmen beschreiten können, um den Frauen und Müttern den Einsteig in das Berufsleben zu erleichtern.
Wichtig sei eine familienfreundliche Unternehmensphilosophie. Angebote wie Teilzeitmodelle, Home-Office und interne Kinderbetreuung kämen im Endeffekt nicht nur den Geflüchteten, sondern allen Mitarbeitern im Betrieb zugute. Ebenso entscheidend für eine gelungene Integration seien Sprachkurse, die geflüchtete Frauen berufsbegleitend besuchen können.
Die Broschüre ist im Rahmen des Bundesprogramms „Stark im Beruf – Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein“ entstanden. Dieses Programm berät an 80 bundesweiten Standorten geflüchtete Mütter rund um das Thema Berufseinstieg. Es stellt Verbindungen zwischen Unternehmen und potentiellen Bewerberinnen her, sorgt für die Ausbildung der geflüchteten Frauen und begleitet und berät diese bis zum Ende der Probezeit im jeweiligen Betrieb.
war 2017 Praktikantin in der Redaktion des vorwärts. Sie studiert Geschichte und Politikwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster.