Inland

Einigung im Hamburger Tarifstreit

von Daniel Krueger · 2. März 2006
placeholder

Der Streik in Hamburg ist vorbei. Der gestern ausgehandelte Kompromiss sieht eine durchschnittliche Arbeitszeit von 38,8 Stunden vor. Am längsten müssen mit 40 Stunden pro Woche Spitzenverdiener und junge, kinderlose Mitarbeiter arbeiten. Besser kommen Ältere und Geringverdiener weg. Als "tragfähigen Kompromiss" bezeichnete Volker Bonorden, einer der Verhandlungsführer der Stadt, die erzielte Einigung. Rainer Hahn von Verdi meinte, die Arbeitgeber seien

damit "weit weg von der 40-Stunden-Woche".

Euphorie blieb aber aus. Es gebe keine Gewinner und keine Verlierer, sagte Volkmar Schön, einer der Verhandlungsführer für die kommunalen Arbeitgeber.

Der einzige Gewinner sind die Bürger der Stadt, ergänzte er mit Bezug auf die angehäuften Müllberge. "Hier ist ein Kompromiss an die Stelle des Diktats getreten", bewertete Verdi-Chef Frank Bsirske den Abschluss.

Verdi-Basis skeptisch

Bei der Urabstimmung unter den Verdi-Mitgliedern in Hamburg stimmten lediglich 42 Prozent für den Kompromiss. Ein Viertel ist für das Ende des Streiks nötig. Nicht wenige kritisieren, dass in den Betrieben jetzt unterschiedliche Arbeitszeiten gelten würden, erklärte Wolfgang Rose, Verdi-Landesbezirksleiter.

Einen hohen Stellenwert habe jedoch die Zusicherung, dass der Tarifvertrag nicht als Begründung für Stellenabbau benutzt werden darf.

Einigung in Hamburg ohne Vorbildfunktion

"Die Einigung in Hamburg hat auf keinen Fall Pilotfunktion", sagte der

niedersächsische Finanzminister und Vorsitzende der Tarifgemeinschaft der Länder, Hartmut Möllring (CDU). So gehen anderorts die Streiks weiter. In Stuttgart scheiterten am gestrigen Abend die Verhandlungen für Baden-Württemberg. Der Verhandlungsführer der dortigen Arbeitgeber, Mannheims OB Gerhard Widder (SPD), sprach daher von einem "schwarzen Tag für den öffentlichen Dienst". Verdi-Verhandlungsführer Alfred Wohlfart kündigte nach dem Scheitern der Verhandlungen eine Fortführung der Streiks an, da die Ausweitung der Arbeitszeit Arbeitsplätze vernichte.

Mark Herten

Quellen: FTD 2.März '06, Tagesspiegel 2. März '06, Tageszeitung 2. März '06,

WAZ 2. März '06

0 Kommentare
Noch keine Kommentare