Inland

„Eine Geringschätzung des Staates“

von ohne Autor · 13. März 2014

Der Fall Hoeneß ist unter den öffentlich bekannt gewordenen Fällen der letzten Jahre bei weitem der spektakulärste. Das gilt für die Höhe der Summe von 27,2 Millionen Euro, um die Hoeneß den Staat betrogen hat. Es gilt aber auch für die Höhe der Strafe, die das Landgericht München II heute verhängte.

Bei der Beurteilung des Falles stehen für mich nicht die rechtlichen Fragen, die sich beispielsweise im Zusammenhang mit der Selbstanzeige stellen, im Vordergrund. Die hat das Gericht offenbar sorgfältig geprüft und entschieden. Für mich geht es deshalb nicht um das Revisionsverfahren, das sich anschließen könnte. Mir geht es vielmehr um die gesellschaftspolitischen Aspekte des Falles und darum, wie ein Mann, der seit vielen Jahren im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit steht und diese sichtlich genossen hat, mit seinen Verpflichtungen gegenüber dem Staat umgegangen ist.

Hoeneß ist ein erfolgreicher Unternehmer. Seine Verdienste um den FC Bayern München und sein Anteil an dem hohen Ansehen, das der Club genießt, sind unbestritten. Sein normales Jahreseinkommen lag im Millionenbereich. Entsprechend ausgeprägt waren sein Selbstbewusstsein und sein öffentliches Auftreten. Manchmal erweckte er den Anschein, er halte sich für unfehlbar und – nicht zuletzt wegen der Spenden, die er für soziale Zwecke leistete – auch für ein Vorbild, an dem sich andere orientieren sollten.

Wie kann es dann sein, dass ein solcher Mann seine Verpflichtungen gegenüber dem Staat in einem derartigen Maße vergisst, gar einfach beiseiteschiebt? Dass er unterlässt, was für jeden normalen Menschen selbstverständlich ist: nämlich seine Steuern zu entrichten.
Obwohl er offenbar ein extremer Börsenspekulant war, sehe ich dafür keine psychischen Ursachen. Denn warum sollten die ihn gerade an der Erfüllung seiner Steuerpflicht, nicht aber an der ordnungsgemäßen Erledigung seiner sonstigen Geschäfte hindern?

Nein. Was hier zum Ausdruck kommt, ist eine Geringschätzung des Staates. Es ist die Vorstellung, er, Hoeneß, habe allein über die Verwendung seines Geldes zu entscheiden, er stehe außerhalb der Ordnung unseres Gemeinwesens.

Darauf musste das Gemeinwesen reagieren. Und es musste auch im Blick behalten, dass er sein Tun erst zu bereuen begann, als die Entdeckung unmittelbar bevorstand. Es muss einfach deutlich werden, dass es da keine Ausnahme gibt. Auch und gerade nicht für einen, den man in Bayern zu den „Großkopferten“ zählt.

Das wird nun auch der Aufsichtsrat des FC Bayern München zu bedenken und entsprechend zu behandeln haben. Vielleicht bringt Hoeneß ja die Einsicht auf, selbst vom Amt des Präsidenten zurückzutreten. Das wäre ein Zeichen dafür, dass er es mit seiner Reue ernst meint.


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