Bei Manomama finden Menschen einen Job, die andere Arbeitgeber nicht wollen – vor allem Mütter
An diesem Morgen hat Manomama-Chefin Sina Trinkwalder schon ihren neunten Kaffee getrunken. Eben hat sie noch über den Entwurf eines neuen T-Shirts gesprochen, jetzt geht es um einen Kindergartenplatz für eine ihrer Mitarbeiterinnen, dann um Stofftaschen, die gerade für eine Lebensmittelkette genäht werden. „Ich bin immer so dynamisch, ich brauche das“, sagt die 35 Jahre alte Selfmade-Frau.
Vor etwas mehr als drei Jahren hat Sina Trinkwalder mit den Planungen für ihr neues Unternehmen begonnen. „Ich wollte Arbeitslosen, die keiner will, einen Job geben“, erzählt sie bei einer Zigarette auf dem Balkon. Außerdem habe sie etwas produzieren wollen, „weil das Zufriedenheit gibt“. Und es sollte etwas mit viel Handarbeit sein, nichts mit großen Maschinen und Automation.
Was lag also näher, als in Augsburg, der ehemaligen Textil-Weltstadt, wieder ein Textilunternehmen zu gründen? Dass T-Shirts und Hosen aus Kostengründen meist in Asien produziert werden, hielt Sina Trinkwalder von ihrem Vorhaben nicht ab.
Sie verfolgt die Idee einer regionalen Wertschöpfung. Das heißt, sämtliche Materialien, die für die Produkte benötigt werden, kommen aus Deutschland, alle übrigens ökologisch: Garn aus Baden-Württemberg, Stoffe und Farben aus Nordrhein-Westfalen, Maschinen aus der Region Augsburg. Die fertigen ökologischen Textilien werden in Deutschland verkauft. „So bleibt die gesamte Wertschöpfung im Land, das ist einzigartig!“, schwärmt die Unternehmerin. Demnächst fährt sie nach Indien, um dort ihr Konzept vorzustellen.
In ihrer Firma beschäftigt Sina Trinkwalder inzwischen 120 Mitarbeiter, Tendenz steigend. 95 Prozent davon sind Frauen, über 50-Jährige, Langzeitarbeitslose, Gehandicapte, Mütter. „Mütter sind die Verlierer unserer Gesellschaft“, beklagt Trinkwalder, „sie werden wegen der Kinder doppelt- und dreifach bestraft“. Die Mutter eines achtjährigen Sohnes schafft deshalb in ihrem Betreib Arbeitsmöglichkeiten, die zur Familie passen und nicht umgekehrt.
Bei Manomama gibt es alle möglichen Arbeitszeitmodelle, von sechs Stunden pro Woche bis Vollzeit, jeder arbeite so viel, wie es für ihn passe. Die Verwaltung des Unternehmens übernehmen die „Ladys“ selbst, machen Arbeits- und Urlaubspläne und organisieren die Arbeit, damit die Aufträge rechtzeitig fertig werden. Die Manomama-Mitarbeiter haben auch den Stundenlohn gemeinsam festgelegt, für 10 Euro haben sie sich entschieden. Klar, dass die Stimmung bei so fairen Arbeitsbedingungen gut ist.
Manomama hat 2011 mit der Produktion begonnen, ein Jahr später wurde die erste schwarze Null geschrieben. Finanziert hat Trinkwalder ihre Firma mit Ersparnissen und den Gewinnen aus ihrer Werbeagentur, die sie bereits mit 19 Jahren gegründet hat. Die Banken wollten nämlich keine Kredite geben.
Wie sie auf den Namen Manomama gekommen ist? „Mano ist italienisch für Hand, Handwerk; Mama steht für Mutter, Frau. Das schien mir passend.“
0
Kommentare
Noch keine Kommentare