"Das war ein Erdbeben in Bayern. Die CSU ist abgewählt, und zwar in einem für Berufsoptimisten unvorstellbaren Ausmaß." Mit diesen Worten trat Franz Maget, Spitzenkandidat der BayernSPD, nach
der Übertragung der ARD-Prognose für den Ausgang der Landtagswahl vor die Zuhörer im vollbesetzten Saal drei des Bayerischen Landtages. Die Menschen wollen einen Neubeginn, so Maget weiter, und
dafür stünden er und seine Partei zur Verfügung. Selbstbewusst wolle man den nächsten Tagen entgegen sehen und sich freuen, dass der politische Gegner 17 Prozent verloren habe. In seiner kurzen
Ansprache betonte Maget, dass es das große Ziel der SPD gewesen sei, die absolute Mehrheit der CSU zu durchbrechen. Danach bedankte er sich bei allen Kollegen und Parteimitgliedern für ihr
Engagement und ihre Entschlossenheit im Wahlkampf. Während seiner Rede wurde er mehrfach von lautem Beifall und Zurufen unterbrochen. Im Publikum war zu vernehmen, dass sich die Arbeit der
vergangenen Monate gelohnt habe. Der politische Spielraum sei erweitert worden, und eine weitere Profillierung der SPD in Bayern sei jetzt möglich.
Im Steinernen Saal des Landtags, wo Vertreter der Parteien zu ihren Wahlergebnissen Stellung bezogen, sagte kurze Zeit später die Generalsekretärin der CSU, Christiane Haderthauer, dass für
ihre Partei heute ein schwarzer Tag sei. Es lasse sich absehen, dass die absolute Mehrheit ihrer Partei verloren sei. Die Wähler wollten, dass diese in einer Koalition regiere. Über Bildschirme
konnten dann erste Äußerungen von CSU-Chef Erwin Huber verfolgt werden. Dieser sagte, dass das Vertrauen in die Gestaltungskraft von Ministerpräsident Günther Beckstein fortbestehe und dass das
klare Wählervotum einen Regierungsauftrag für die CSU bedeute. Das Ergebnis werde in den nächsten Tagen schonungslos analysiert und sachliche Konsequenzen würden gezogen. Beckstein erklärte, dass
seine Partei es nicht geschafft habe, den alleinigen Regierungsauftrag zu bekommen und dass er offen sei für eine Koalition. Die SPD, so Beckstein weiter, feiere den Verlust der absoluten
Mehrheit als einen Sieg.
Die ARD-Prognosen sagten für die CSU 44 Prozent und für die SPD einen Stimmenanteil von 19 Prozent voraus. Die Grünen, die Freien Wähler und die FDP lagen zwischen acht und elf Prozent.
Vorhergesagt wurde, dass die Linke den Sprung in den Landtag nicht schaffen würde.
Richtig traurig war an diesem Abend niemand von der SPD
Natürlich habe er für seine Partei ein besseres Ergebnis gewünscht, fuhr Maget fort, aber wenn mehr politische Wettbewerber im Wahlkampf antreten, dann würden "die Kuchenstücke" auch neu
aufgeteilt. Bekomme man zumindest ein Kuchenstück gleicher Größe wieder, dann sei das auch etwas, womit man leben könne. Die Stimmung unter den Parteimitgliedern und SPD-Anhängern war an diesem
Abend im Landtag und in der Parteizentrale alles andere als niedergeschlagen. Man könne heute nicht traurig sein, so Hans-Ulrich Pfaffmann, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion.
Durch das Ergebnis der CSU sei ein Neuanfang in Bayern möglich geworden und damit habe man ein Wahlziel der SPD erreicht. In dieser Hinsicht äußerte Florian Pronold, MdB und Mitglied des
Kompetenzteams um Franz Maget, er habe 20 Jahre lang dafür gekämpft, dass es eine Mehrheit im Bayerischen Landtag jenseits der CSU gebe. Heute sei das eingetroffen.
Deutlich wurde bei den vielen Wortäußerungen des Abends aber auch, dass man mit dem erreichten Ergebnis keineswegs zufrieden sein könne. So sagte der Münchner SPD-Oberbürgermeister
Christian Ude, dass sich seine Partei nicht allzu lange mit dem Jubel "über den Zerfall und den Autoritätsschwund der CSU" aufhalten dürfe. In Wahrheit sei es deprimierend, wenn man vom
17prozentigen Stimmenverlust des Gegners nicht profitiert könne. Zum ausgebliebenen Stimmenzuwachs für die SPD meinte Ude, dass diese an die Linke mehr verloren habe, als man vom Zerfall der
Regierungspartei profitieren konnte. In der Parteizentrale sagte Franz Maget hierzu im gefüllten Saal, dass viele, die von der CSU abgewandert seien und nicht SPD gewählt hätten, sich in einer
Zwischenstation befänden und man ihnen bei der nächsten Wahl den Weg ebnen könne.
Koalitionsverhandlungen beginnen in dieser Woche
Mit der Bekanntgabe der Wahlprognose begannen auch die Gespräche über mögliche Koalitionen. "Es es gibt eine Möglichkeit, jenseits der CSU eine Regierung zu bilden", sagte Franz Maget und
spielte damit auf das von ihm im Wahlkampf vorgeschlagene Viererbündnis aus SPD, Grünen, FDP und Freien Wählern an. Seine Fraktion wolle von dieser Möglichkeit Gebrauch machen und lade dazu alle
übrigen dazu ein, fuhr Maget fort und ergänzte, dass er im Augenblick nicht wisse, mit wem er von der CSU zu sprechen hätte. Seinen Worten nach gehe es in den nächsten Tagen um die Frage, ob man
eine abgewählte Regierungspartei stützen wolle, oder ob man für einen Neuanfang für unser Land zur Verfügung stehe.
Mit Hinblick darauf, dass die FDP vielleicht eine Koalition mit der CSU eingehen könne war Christian Ude der Ansicht, dass diese Partei von ihrem überheblichen Standpunkt Abstand nehmen
werde, lerne sie die CSU erst einmal kennen. Diese sei bekanntermaßen zu wenig Zugeständnissen bereit und trenne sich nur ungern von Ministerämtern. Wenn die FDP das einmal begreife, werde sie
für die vorgeschlagene Viererkoalition aufgeschlossener sein. Florian Pronold vertrat die Ansicht, dass die FDP bei einem Bündnis mit der CSU Wahlbetrug an Ihren Wählern begehen würde, da beide
Parteien verschiedene Inhalte vertreten würden. Die jetzigen Oppositionsparteien hätten untereinander und mit der FDP mehr Gemeinsamkeiten, als jede einzelne Partei mit der CSU. Gehe es der FDP
um ihre Wahlversprechen, müsse sie dem Viererbündnis zustimmen. Spekuliere sie aber auf lohnende Posten, dann werde sie eine Koalition mit der CSU eingehen. Im Laufe des Abends war von Sepp
Daxenberger, Spitzenkandidat der Grünen im Landtag, zu hören, dass am kommenden Mittwoch Gespräche zwischen seiner Partei und der SPD stattfinden werden.
Von verschiedenen Seiten wurde im Laufe des Abends auch zur Leistung von Franz Maget in seinem Wahlkampf Stellung genommen. Hierzu war von Ude zu erfahren: "Der Franz hat einen
hervorragenden Wahlkampf geliefert". Er habe Profil gewonnen, so Ude weiter, und genieße hohes Ansehen und Sympathie. Wie sich die Situation bis jetzt darstelle, habe Maget das einzige
Direktmandat in München gewonnen, und das mit riesigem Abstand vor seinem CSU-Herausforderer. Dies mache deutlich, dass das Ergebnis der SPD ganz sicher nicht zu seinen Lasten gehe. Pronold
betonte ebenfalls, dass Maget ein hervorragender Spitzenkandidat sei. Weiterhin sagte er, dass in Themenfindung und Führung des Wahlkampfes keine Fehler gemacht worden seien. Ebenso betonte er,
dass der Etat der SPD für den Wahlkampf nur zwei Millionen Euro betrug. Dagegen stünden die elf Millionen der CSU.
Zum Wahlkampf von Franz Maget meinte dessen persönliche Referentin Sinaida Kumpf auf der Wahlparty in der SPD-Zentrale: "Was mich am meisten beeindruckte, war die Popularität von Franz
Maget. Ob auf dem Land oder in der Stadt, die Leute haben sich gefreut ihn zu sehen und haben ihm Unterstützung zugesagt."
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