Inland

Ein Rettungsanker

von Jeannette Oholi · 1. April 2014

Seit dem 6. März 2013 können sich Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, rund um die Uhr, vertraulich, anonym, kosten- und barrierefrei an das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen wenden. Diese Hilfsmöglichkeit muss jedoch noch bekannter werden.

„Gewalt gegen Frauen darf kein Tabuthema sein“, sagt Manuela Schwesig, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Vor einem Jahr wurde das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen gegründet. Der erste Jahresbericht zeige, dass die Einrichtung gut angenommen wurde und dass sie eine wichtige Ergänzung zu den Hilfeeinrichtungen vor Ort sei, so Schwesig.

Im ersten Jahr wurde das Hilfetelefon 47 504 Mal kontaktiert, wovon knapp 40 Prozent zu Beratungen führten. Rund 36 Prozent der Frauen, die sich meldeten, litten unter häuslicher Gewalt. Viele Betroffene waren auch Opfer von Gewalt außerhalb von Partnerschaften, in der Kindheit, durch Stalking und Mobbing. Einige der Frauen meldeten sich bereits, wenn ihnen Gewalt angedroht wurde oder sie Gewalt befürchteten.

48 Prozent der Kontaktaufnahmen fanden außerhalb der üblichen Bürozeiten zwischen 18 Uhr abends und 8 Uhr morgens statt. In 8304 Fällen vermittelten die Beraterinnen des Hilfetelefons die Betroffenen an regionale Hilfseinrichtungen, zu 70,5 Prozent an Unterstützungseinrichtungen für Frauen und Mädchen.

Das Hilfetelefon richtet sich aber nicht nur an betroffene Frauen. Auch Fachleute und besorgte Freunde, Kollegen, Familienangehörige können sich über Hilfsmöglichkeiten informieren. Schwesig fordert eine „Kultur des Hinschauens“. Diese könne durch das Hilfetelefon befördert werden.

Die Ministerin sieht die Herausforderungen der nächsten Jahre darin, das Hilfetelefon bekannter zu machen. In der Bevölkerung solle die Telefonnummer genauso verbreitet sein wie die Nummer der Polizei. Schwesig betont, es sei ein „wichtiger Rettungsanker“ – ein erster Weg aus der „Gewaltspirale“.

Info:
Es gibt unterschiedliche Wege, wie Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, Kontakt mit den mehr als 60 Beraterinnen des Hilfetelefons Kontakt aufnehmen können. Entweder rufen die Betroffenen direkt unter 08000116016 an oder gehen auf die Homepage des Hilfetelefons. Dort können sie sich informieren und per E-Mail oder Chat direkten Kontakt mit den Beraterinnen aufnehmen.

Die Kontaktaufnahme ist barrierefrei möglich.  Beratungen können in 15 Sprachen – darunter Englisch, Französisch, Türkisch, Polnisch und Rumänisch –  geleistet werden. Innerhalb von 60 Sekunden kann eine Dolmetscherin zum Gespräch hinzugeschaltet werden. Auch Betroffene mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen können sich an das Hilfetelefon wenden. Es gibt Informationsbroschüren und Beratungen in leichter Sprache und die Kommunikation über Gebärdensprache ist möglich.

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