Im Münchener NSU-Prozess hat die Vernehmung der Zeugen begonnen. In den drei Verhandlungstagen der Woche ging es um den Mord an dem Nürnberger Schneider Abdurrahim Özüdogru und den Brand in der Frühlingsstraße in Zwickau, dem letzten Versteck des mutmaßlichen Terror-Trios Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe.
Zwölf von über 600 Zeugen hat das Oberlandesgericht München in der sechsten Verhandlungswoche vernommen. Zäh schreitet die Wahrheitsfindung im Prozess gegen Beate Zschäpe und ihre vier Mitangeklagten Ralf Wohlleben, Carsten S., Holger G. und André E. voran.
Am Montag, dem 14. Prozesstag, hatte der Vorsitzende Richter Manfred Götzl acht Zeugen geladen. Es ging um den zweiten Mord des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Am 13. Juni 2001 hatten zwei Männer gegen 16.30 Uhr die Änderungsschneiderei von Abdurrahim Özüdogru in Nürnberg betreten und dem arglosen Mann einmal ins Gesicht und einmal in die Schläfe geschossen. Die Täter hatten die Leiche des 49-Jährigen fotografiert, die Bilder waren später für ein Bekennervideo des NSU verwendet worden. Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sollen die Tat begangen haben, die Mordwaffe war eine Ceska 83. Beate Zschäpe wird Beihilfe vorgeworfen.
Vernommen wurde unter anderen ein Kriminalbeamter, der damals den Tatort untersuchte. Er schilderte seine Eindrücke und erläuterte Fotos vom Tatort, die auf die großen Leinwände des Gerichtssaals projiziert wurden, damit die etwa 120 Prozessbeteiligten sie sehen konnten. Die Bilder zeigten die Wohnung des Opfers, den Tatort und die blutige Leiche. Bilder des Schreckens. Es folgten nicht minder schlimme NSU-Bekennervideos in drei Versionen, die ein Bild der Leiche zeigten.
Die weiteren Zeugen waren Anwohner, deren Aussagen jedoch nicht viel brachten. Die Tat lag mit zwölf Jahren einfach zu lange zurück. Sie berichteten von Schüssen, mal von einem, mal von zweien, die sie gehört hätten. Aber wann genau, ließ sich nicht mehr sagen.
Brand in der Frühlingsstraße
Der 15. und 16. Prozesstag war dem Brand in der Frühlingsstraße 26 in Zwickau gewidmet, dem letzten von wahrscheinlich sieben Verstecken des NSU-Trios. Die Anklage wirft Zschäpe vor, dass sie am 4. November 2011 kurz nach 15 Uhr in der Wohnung im 1. Stock Feuer gelegt habe, um Spuren zu vernichten. Dabei habe sie in Kauf genommen, dass Menschen sterben, zwei Handwerker und eine andere Bewohnerin des Hauses.
Mundlos und Böhnhardt hatten sich am selben Tag nach einem gescheiterten Banküberfall in Eisenach umgebracht. In der Wohnung hatte das NSU-Trio offenbar seit April 2008 gemeinsam ein bürgerliches Leben geführt. Bewiesen ist das bislang jedoch nicht.
Die Zeugen, ein Brandermittler der Polizei und ein Hundeführer, berichteten am Dienstag über ihre Ermittlungsergebnisse. Demnach wurde die Wohnung mit zehn Litern Benzin angezündet. Der Explosion konnte Zschäpe mit ihren beiden Katzen vermutlich nur knapp entkommen. Den anschließenden Brand konnte die Feuerwehr erst nach mehreren Stunden löschen.
Waffen in der Wohnung
Dennoch fanden sich viele Spuren. In der ausgebrannten Wohnung wurden insgesamt elf Schusswaffen, belastende Computerdateien und Dokumente sowie Geld gefunden. Außerdem fand die Polizei die Handschellen der Polizistin Michèle Kiesewetter, die im April 2007 ermordet worden war. Am Klingelschild stand der Name „Dienelt“, Tarnname des Trios, den ihnen ein Unterstützer geliehen hatte.
Die Wohnungstür war mit Schlössern und einem Querriegel gut gesichert. Außerdem fand die Polizei vier Kameras an den Fenstern und der Wohnungstür sowie Kontaktmelder an einer Kellertür.
Am Mittwoch wurden der Hausverwalter und einer der Handwerker, der im Haus arbeitete, vernommen. Beate Zschäpe konnten sie nicht eindeutig identifizieren. Der Handwerker hatte bemerkt, dass in der Wohnung zwei Männer und eine Frau wohnten, sonst habe er wenig mitbekommen. Am Brandtag seien er und sein Kollege zum Zeitpunkt der Explosion in einem Café gewesen. Ob Beate Zschäpe dies bemerkt hatte, als sie das Feuer legte, ist unklar. Am Dienstag kommender Woche soll die Vernehmung fortgesetzt werden.
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