Inland

Ein großer Tag für die Frauen

von Susanne Dohrn · 31. März 2014

Armut, Hunger und Unterdrückung sind ein Teufelskreis. Aber es gibt Auswege. Mehr als 500 Selbsthilfeprojekte hat der Marie-Schlei-Verein im Laufe seines Bestehens gefördert mit dem Ziel, Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

„Wir sind stärker. Wir sind belastbarer. Wir sind hart im Nehmen. Wir sind einfach fabelhafte Frauen.“ Flouridah Awuor Ogutu aus Kenia ist eine dieser Frauen und an diesem Tag erzählt sie, quasi als Geburtstagsgeschenk, von einem Projekt in ihrem Heimatland Kenia. Es ermöglicht 100 Witwen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Homa Bay ist eines von 550 Projekten, die der Marie-Schlei-Verein im Laufe der Jahre unterstützt hat. Jetzt feierte er in Hamburg sein 30-jähriges Bestehen.

Gegründet von der ehemaligen Europaabgeordneten Christa Randzio-Plath setzt sich der Verein seit 1984 für Selbsthilfeprojekte von Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika ein. „30 Jahre Marie-Schlei-Verein sind 30 Jahre Frauenpower für Zusammenarbeit, Fundraising und Engagement gegen Hunger, Unterdrückung und Armut“, so die Vorsitzende Christa Randzio-Plath.

Die erste Ministerin

Der Name des Vereins erinnert an Marie Schlei. Sie war von 1976 bis 1978 Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit der Bundesrepublik Deutschland und die erste Ministerin in diesem Amt. „Entwicklungspolitik muss den Versuch unternehmen, den am stärksten Unterprivilegierten direkt zu helfen“, war ihre Devise. „Marie Schlei lenkte den Blick erstmals auf die Rolle der Frau in der Entwicklungspolitik“, so Dorothee Stapelfeldt, Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft und Forschung der Freien und Hansestadt Hamburg in ihrer Laudatio. Stapelfeldt: „Auch Dank Marie Schleis gehören Gleichstellungsfragen heute zu den Grundsätzen der Entwicklungspolitik.“

Klein und erfolgreich

Die Projekte des Vereins sind vielfältig und an den Bedürfnissen vor Ort orientiert. Dazu gehören die Gründung einer Bäckerei, Computerkurse, der Anbau von Pilzen, Kurse über Buchhaltung, die Schulung in der Herstellung von Erdnussbutter oder die Unterstützung von schwangeren Teenagern. Außerdem vergibt der Verein Kleinkredite. „Es sind kleinteilige Projekte, aber sie sind erfolgreich“, so Elke Ferner, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen. Sie berichtete von einem weiteren Beispiel der Arbeit des Marie-Schlei-Vereins, das sie selbst kennengelernt hat. In einem Township in Kapstadt können Frauen Zuflucht finden, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Das Zentrum existiert immer noch, obwohl es schon lange nicht mehr gefördert wird. Elke Ferner kündigte an, sich dafür einsetzen, dass in der künftigen universell gültigen „Post-2015 Entwicklungsagenda“ die Gleichstellung der Geschlechter ein eigenständiges Ziel bildet.

Alles ändert sich

Um die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen, werden die Frauenprojekte des Marie-Schlei-Vereins auch in Zukunft gebraucht. Sie ermutigen Frauen, zu ihren Fähigkeiten zu stehen. Die Projekte stärken ihr Selbstbewusstsein und ihre Rolle in der Familie. „70 Prozent der Armen und Hungernden auf der Welt sind Frauen“, so Christa Randzio-Plath. Und weil sie arm sind, werden sie unterdrückt. Randzio-Plath erzählte von einer Afrikanerin, die in einem Frauenprojekt ihren eigenen Lebensunterhalt verdient: „Früher war es so als gucke mein Mann durch ein Fenster, wenn er mich ansah. Das hat sich geändert.“ Dazu passte das Lied, das die Musikerin Bärbel Fünfsinn für die musikalische Untermalung der Feier mitgebracht hatte. „Cambia, todo cambia“ von Mercedes Sosa. Alles ändert sich, und Dank des Marie-Schlei-Vereins für viele Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika auch zum Besseren.

Jubiläumsprojekt in Kenia

Das Jubiläumsprojekt des Marie-Schlei-Vereins will dazu beitragen, dass 200 arme Landfrauen in Homa Bay und Nyamira in Kenia mit Hilfe von landwirtschaftlicher Qualifizierung und gemeinschaftlicher Organisation in Zukunft ihre Existenz sichern können.

Mehr Informationen: www.marie-schlei-verein.de

Spendenkonto SPARDA Hamburg, BLZ 206 905 00, Konto 602 035


IBAN DE92 2069 0500 0000 6020 35, BIC: GENODEF1S11

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Susanne Dohrn

ist freie Autorin und ehemalige Chefredakteurin des vorwärts.

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