Dieser 24. Januar war ganz anders geplant. Denn heute wäre Peter Struck 70 Jahre alt geworden. Diesen Geburtstag wollte er im Rahmen einer außenpolitischen Konferenz der Friedrich-Ebert-Stiftung begehen. Die Anregung und die Themenwahl stammten von ihm selbst. Doch sein plötzlicher Tod am 19. Dezember 2012 als Folge eines Herzinfarktes machte dies unmöglich. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hielt an dem Termin fest: nun als Gedenkveranstaltung für Peter Struck, der von 2010 bis zu seinem Tod ihr Vorsitzender war.
Zahlreiche Weggefährten waren gekommen: Richard von Weizsäcker, Gerhard Schröder, Egon Bahr, Otto Schily, Franz Müntefering, Frank-Walter Steinmeier, Volker Kauder, Michael Sommer, um nur einige zu nennen. Kurt Beck, der stellvertretende Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung, begrüsste die Gäste. Er würdigte Peter Struck als „Glücksfall für die Bundesrepublik und die SPD“. In seinen nur zwei Jahren als Chef der Ebert-Stiftung habe Struck „vieles auf den Weg gebracht und angestoßen“. So habe er die Stiftung als führende Denkfabrik positioniert. Beck erinnerte daran, wie sehr sich Peter Struck schon auf den 150. Geburtstag der SPD gefreut habe und zu wie vielen Terminen er aus diesem Anlass bereits zugesagt hatte. „Es ist anders gekommen.“
Alt-Kanzler Gerhard Schröder sprach vom Schock, als ihn vor Weihnachten die Todesnachricht erreichte. Struck sei „ein großartiger Mensch und bedeutender Sozialdemokrat“ gewesen. „Er war eine tragende Säule für den Erfolg der ersten rot-grünen Bundesregierung.“ Der Alt-Kanzler erinnerte an das Selbstbewusstsein des SPD-Fraktionsvorsitzenden. „Mit Basta war ihm nicht beizukommen.“ Schröder verwies auf das „Strucksche Gesetz“, wonach kein Gesetz den Bundestag so verlasse, wie es hineinkomme. Das Verteidigungsministerium habe Peter Struck „in verdammt schwieriger Zeit übernommen“. Am Anfang habe er das Amt „partout nicht gewollt“, am Ende habe er es „geliebt“. Struck sei „geradlinig, aufrichtig, verlässlich, lebensfroh und voller Herzenswärme“ gewesen, so der Alt-Kanzler. „Wir alle vermissen ihn.“
Mit Volker Kauder, dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, sprach ein Politiker, der vom Gegner zum Freund Peter Strucks wurde. Kauder erinnerte an das Selbstbewusstsein des SPD-Fraktionschefs gegenüber der Regierung. So habe Struck ihm zur Zeit der Großen Koalition einmal erklärt: „Wenn die Minister etwas von uns wollen, dann nur bei uns in unserem Büro. Wir besuchen die nicht.“ Auch auf diese Weise habe Struck gezeigt: Auf das Parlament kommt es an. „Man konnte sich hundertprozentig auf ihn verlassen“, so Kauder. „Er ist mir ein guter Freund geworden.“ Nach dem Ende der Großen Koalition habe Peter Struck ihn oft im Scherz gefragt – auch wenn FDP-Politiker dabei waren: „Vermisst du mich?“ Kauder gab die Antwort auf der Gedenkveranstaltung: „Er war ein feiner Kerl. Ja, ich vermisse ihn.“
Abschließend sprach SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier über seinen Amtsvorgänger Peter Struck. „Er war ein Politiker aus Passion, bis zum Schluss.“ Zugleich aber auch „ein sorgender Familienvater und ein stolzer Großvater“. Fast 50 Jahre war er in der SPD, darauf habe Struck selbst oft hingewiesen. Aus einfachen Verhältnissen habe er sich nach oben gearbeitet und dabei seine Herkunft nie vergessen. Viele Kompromisse in den Regierungskoalitionen der SPD mit Grünen und Union „wären ohne ihn nicht möglich gewesen“. Struck habe sich ausgezeichnet durch „einen klaren Kompass, Standfestigkeit und Verhandlungsgeschick“. Mit seiner besonderen Fähigkeit der „Zugewandtheit, Empathie und Überzeugungskraft“, mit „Instinkt, Gespür und Menschenkenntnis“ habe er die Fraktion geführt und die Koalitionen zusammengehalten. „Er war unglaublich wichtig“, so Steinmeier, „er ist eigentlich auch heute noch unverzichtbar“. Steinmeier schloss mit den Worten: „Er wird einen festen Platz in der Ahnengalerie großer Sozialdemokraten haben.“
Peter Struck gehörte der SPD seit 1964 an. Von 2002 bis 2005 war er in der Regierung Schröder Bundesverteidigungsminister. Er begründete den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr mit den berühmten Worten: „Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.“ Von 1980 bis 2009 war Struck Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 1998 bis 2002 und erneut von 2005 bis 2009 SPD-Fraktionsvorsitzender. Damit gehörte er sowohl in der rot-grünen Regierungszeit als auch in der Großen Koalition zu den wichtigsten Politikern Deutschlands und der SPD.
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