Drogenbeauftragter: Regulierte Cannabis-Abgabe in dieser Legislatur
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Noch nie ist ein*e Drogenbeauftragte*r mit der Ansage im Rücken in sein Amt gestartet, dass Cannabis legalisiert werden soll. Erleichtert oder erschwert das Ihre Arbeit?
Der Koalitionsvertrag sagt glasklar: Wir wollen eine regulierte Abgabe an Erwachsene in dieser Legislatur. Ich starte also nicht ohne ein gutes Fundament und nicht mit einem rein individuellen Vorhaben, sondern mit viel Rückenwind aus den eigenen Reihen und der Ampel. Dass ich mich seit Jahren mit der Frage Cannabislegalisierung – und wie – beschäftige, ist ein Vorteil denke ich.
Wird die Vorbereitung der Legalisierung Ihre Hauptaufgabe sein?
Nun, das vereinbarte Vorhaben umzusetzen wird kein Picknick. Es geht hier um einen Paradigmenwechsel, den es in dieser Form in der nationalen Sucht- und Drogenpolitik noch nicht gegeben hat. Ich weiß, dass es hierbei um viele Grundsatz-, aber auch um viele Detailfragen geht. Das braucht Zeit und wird auch viel Kraft kosten. Aber ich bin nicht nur der Cannabis-Beauftragte, ich kümmere mich auch noch um viele andere Themen. Von Alkohol, über Internetabhängigkeit bis hin zu Glücksspiel und so weiter. Auch bei diesen Themen liegt viel Arbeit vor uns.
Während der Pandemie wird mehr Alkohol zuhause konsumiert. Der Konsum ist insgesamt gestiegen. Macht Ihnen das Sorge?
Natürlich. Menschen, die Suchtprobleme haben oder grenzwertig viel konsumieren, haben ersten Zahlen nach während der Pandemie noch mehr Alkohol getrunken. Der Lockdown ist für alle sehr belastend gewesen, gar keine Frage. Anonymes Trinken oder Drogenkonsum ohne „öffentliche“ Kontrolle durch Wirte, Freunde oder Familie ist noch einmal ein ganzes Stück riskanter. Einfach weil niemand da ist, der auf einen „aufgepasst“.
Anders als Ihre Vorgänger*innen haben Sie kein Bundestagsmandat. Ein Vor- oder ein Nachteil?
Der entscheidende Unterschied ist, dass ich deutlich mehr Zeit für dieses Amt habe. Ich muss es nicht nebenbei, sondern kann es mit ganzer Kraft ausüben. Die Neuausrichtung der Sucht- und Drogenpolitik soll ja keine Kurzgeschichte werden. Gut ist sicherlich, dass ich durch meine Zeit als Bundestagsabgeordneter bei den Verbänden und in der SPD gut vernetzt bin. So oder so, ich werde alles tun, was ich kann, um dem Amt und seiner Aufgabe gerecht zu werden. Weil Sucht- und Drogenpolitik in erster Linie Politik für die Menschen ist und keine Plattform für Ideologien oder persönliche Eitelkeiten.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.