Rund 1500 Neonazis mussten gestern ihren jährlichen Fackelzug in Dresden abbrechen und frustriert früher heimfahren als geplant. Ob sie am nächsten Wochenende wiederkommen, ist ungewiss.
Das ist ein Riesenerfolg des „Bündnisses Dresden Nazifrei“, das sich ideenreich und mit geschickter Präsenz in der sächsischen Hauptstadt so unübersehbar friedlich breit gemacht hat, dass es für die rechtsextremen Marschierer keinen Platz mehr gab. Sie wissen jetzt: In Dresden sind sie unerwünscht.
Ihnen steht eine von den demokratischen Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und zahlreichen anderen Verbänden unterstützte vielfältige Menschenmenge gegenüber, die nicht bereit ist, Geschichtsverwischung hinzunehmen und das Gedenken an die Bombennacht propagandistisch missbrauchen zu lassen. Das schöne Dresden soll zu keinem hässlichen Symbol für deutschen Rechtextremismus werden.
Ein Erfolg der Demokraten
Ihren Beitrag haben dazu auch viele Dresdnerinnen und Dresdner geleistet: 13 000 reihten sich in eine Menschenkette ein, die ihre Stadt symbolisch vor den Neonazis in Schutz nahm. 2500 nahmen an einem Rundgang auf den „Täterspuren“ teil, mit dem sichtbar gemacht wurde, an welchen Orten die für das Bombardement ursächlichen NS-Verbrechen begangen wurden und dass es keine Opfermythen geben darf.
Insgesamt rund 6000 Menschen aus allen Lagern waren bereit, die Aufmarschwege der Neonazis zu blockieren. Die Polizei, mit etwa 5500 Beamten im Einsatz, verhielt sich, im Gegensatz zu früheren Jahren, deeskalierend und bot diesmal keinen neuen Anlass, die „sächsische Demokratie" anzuprangern.
Der 13. Februar 2012 war ein Beweis dafür, dass Protest gegen Nazis dann erfolgreich sein kann, wenn die Demokraten verschiedener Schattierungen ihre Abneigungen überwinden, sich zusammentun und öffentlich Gesicht zeigen. Nur so wird den Rechtsextremen klar gemacht, dass sie von der Mehrheit der Bevölkerung nicht akzeptiert sind.
lebt als freier Publizist in Berlin. Er war Redakteur beim Kölner Stadt-Anzeiger, bei ddp, der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau sowie Sprecher des Berliner Senats und Unternehmenssprecher.