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Diesel-Gipfel: Zum Erfolg verdammt

Am Mittwoch findet der „Diesel-Gipfel“ in Berlin statt. Die Interessen der Teilnehmer könnten kaum unterschiedlicher sein. Ein Scheitern ist dennoch keine Option. Ein Kommentar
von Kai Doering · 1. August 2017
Damit die Luft sauberer wird: Der Diesel-Gipfel muss ein Erfolg werden.
Damit die Luft sauberer wird: Der Diesel-Gipfel muss ein Erfolg werden.

Die Erwartungen könnten größer und unterschiedlicher kaum sein. Wenn sich Mittwoch Vormittag die Chefs der deutschen Automobilkonzerne, Bundesminister, Vertreter von Ländern und Kommunen sowie von Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften im Bundesverkehrsministerium treffen, sind sie zum Erfolg verdammt. Zu groß ist die öffentliche Aufmerksamkeit nach den Abgas-Enthüllungen der vergangenen Tage, zu hoch der Druck, den das Verwaltungsgericht Stuttgart mit seinem Urteil zu Fahrverboten für Diesel-Autos aufgebaut hat.

Die Interessen der Teilnehmer

Dass am Ende des Tages tatsächlich weißer Rauch aufsteigt, ist jedoch keineswegs ausgemacht. Allzu groß scheinen die Interessenunterschiede der rund 30 Teilnehmer am „Nationalen Forum Diesel“, wie der sogenannte Diesel-Gipfel eigentlich heißt. Auf der einen Seite steht die Industrie, die teure Rückrufaktionen und Umbaumaßnahmen von Dieselfahrzeugen unbedingt verhindern möchte. Auf der anderen Seite die Kommunen, vertreten vom Deutschen Städtetag, die vor allem eins wollen: saubere Luft in ihren Innenstädten. Und letztlich die Gewerkschaften, die um zahlreiche Arbeitsplätze in der Autoindustrie bangen. All diese Interessen gilt es, unter einen Hut zu bringen.

Klar ist, dass die Autohersteller zu ihrer Verantwortung stehen müssen. Sie haben bei den Abgaswerten betrogen, sie müssen für Abhilfe sorgen – und zwar schnell. Das sind sie nicht nur den Käufern ihrer Autos schuldig, sondern auch den Menschen, die tagtäglich mit Stickoxiden weit über erlaubte Grenzwerte hinaus konfrontiert sind. Diese Verantwortung auf die Arbeitnehmer in den Autofabriken oder die Autofahrer abzuwälzen, ist keine Option.

Das Gemeinwohl im Blick

So schwierig diese Ausgangslage auch ist: Ein Erfolg des Diesel-Gipfels ist durchaus möglich. Dafür allerdings müssen einige Interessenvertreter nicht nur ihr eigenes, sondern das Gemeinwohl im Auge haben. Ein Weiter-so würde zurecht niemand akzeptieren.

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Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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