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„Die Zukunft der Arbeit gestalten wir!"

Auf den Deutschen Gewerkschaftsbund warten großes Herausforderungen. Die Arbeitswelt ändert sich rasant und der DGB muss mit seinen acht Mitgliedsgewerkschaften Antworten auf diesen Strukturwandel finden.
von Vera Rosigkeit · 20. Januar 2015
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Mit der Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro zum 1. Januar 2015 begann das Jahr für den amtierenden DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann gut. Dieses Reformvorhaben habe 10 Jahre gedauert, erklärte er am Dienstag auf der Jahrespressekonferenz des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Berlin. Der Mindestlohn und die Einführung der Rente mit 63 bei 45 Versicherungsjahren seien ein wichtiger Einstieg zu mehr Gerechtigkeit, erklärte er. Doch eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt sei damit noch nicht erreicht. Dafür gelte es die Tarifbindung zu stärken, sagte Hoffmann und kritisierte in Richtung Arbeitgeber: „Mit der täglichen Tarifflucht muss aufgeräumt werden“.

Arbeit verändert sich rasant

Neben den Erfolgen aus 2014 wies der DGB-Chef, der im vergangenen Jahr Michael Sommer nach zwölf Jahren ablöste, auf die Aufgaben für das anstehende Jahr hin. „Die Zukunft der Arbeit gestalten wir!“ nannte er als zentralen Handlungsschwerpunkt. Unter diesem Motto werde auch der diesjährige Tag der Arbeit am 1. Mai stehen, fügte er hinzu. Globale Wertschöpfungsketten, die Outsourcingpolitik in den Unternehmen und technologische Innovationen veränderten Arbeit und wirtschaftliche Strukturen in einem rasanten Tempo. „Wir müssen uns fragen, ob wir als DGB-Gewerkschaften noch den Anforderungen dieses Strukturwandels entsprechen?“, erklärte er und betonte, wie wichtig es sei, Antworten auf diese Frage zu finden.

Mitbestimmen und gestalten

Denn der Strukturwandel spiegele sich auch in leicht sinkenden Mitgliederzahlen wider. Dabei spricht Hoffmann den Veränderungen in der Arbeitswelt nicht die Chancen für die Beschäftigten ab, doch müssten Risiken benannt und Konzepte entwickelt werden, um sie für die Beschäftigten zu minimieren: „Was wir brauchen ist mehr offensive Mitbestimmung zur Gestaltung von Arbeit“, so seine Forderung.

Auf die Frage, ob sich die Gewerkschaften weiterhin beim Gesetz zur Tarifeinheit spalten, antwortete Hoffmann gelassen. Er unterstütze den Grundsatz „ein Betrieb, ein Tarifvertrag". Da, wo Verbesserungen notwendig gewesen seien, beispielsweise bei der Klarstellung des Betriebsbegriffs und den Mehrheitsverhältnissen, hätten sich alle acht Mitgliedsgewerkschaften im DGB eingebracht. Er werde das Gesetzgebungsverfahren bis zum Ende begleiten, erklärte Hoffmann und wies darauf hin, dass es in der traditionsreichen Geschichte der Gewerkschaft schon kontroversere Debatten gegeben hätte.

„Mach meinen Kumpel nicht an!"

Und noch ein aktuelles Thema beschäftigt den DGB und seinen Vorsitzenden. Die letzten Wochen hätten gezeigt, dass Rechtsextreme und Rechtspopulisten versuchten, Ängste und Unsicherheiten für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Für Hoffmann ein deutliches Signal, um soziale Probleme anzugehen, denn „Menschen brauchen Sicherheit, dann werden sie den rechtspopulistischen Rattenfängern auch nicht hinterherlaufen“. Im Kampf gegen Rechtsextremismus erinnerte er an eine gewerkschaftliche Initiative aus den 80er Jahren: „Mach meinen Kumpel nicht an!“

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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