Um bei der Riester-Rente zumindest die eingezahlte Summe herauszubekommen müsste ich 91 werden. Vorausgesetzt, ich habe richtig gerechnet.“ Axel Kleinlein lacht. „Dann haben sie ja noch einen günstigen Vertrag“, sagt der Vorstandsvorsitzende vom Bund der Versicherten (BdV). Damit sind wir mitten drin im Gespräch über die Riester-Rente und ihre Tücken. Kleinlein: „Das anfänglich gut gedachte Konzept ist im Laufe der Jahre mehr und mehr kaputt gerechnet worden.“
In einer Untersuchung für die Friedrich-Ebert-Stiftung über „Zehn Jahre Riester-Rente“ hat er nachgewiesen, dass ein 35-jähriger Mann, der 2001 einen Riester-Rentenvertrag abgeschlossen hat, davon ausgehen konnte, dass er für je 100 000 Euro bis Rentenbeginn angespartes Kapital eine Monatsrente von 553,03 Euro erhält. Bei einem 11 Jahre später abgeschlossenen Vertrag käme er nur noch auf 377,69 Euro. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die Zeitschrift „Finanztest“. Sie hat kürzlich festgestellt, dass das Gros von 29 getesteten Angeboten über ein Befriedigend nicht hinauskam.
Undurchschaubare Verträge
Zum Teil ist das auf die derzeit niedrigen Kapitalmarktrenditen zurückzuführen. Die Hauptursache ist jedoch eine andere: Die Verträge werden schlechter und komplizierter, so dass kaum ein Kunde sie noch durchschaut. Kleinlein: „Die Unternehmen nutzen die Intransparenz, um Vorteile für sich selbst zu generieren.“ Als Beispiel nennt er die Einschränkung der Überschussbeteiligung bei Kinderreichen oder Älteren oder die Kalkulation mit Lebenserwartungen weit jenseits der Hundert. Bank- und Fondssparpläne kommen aus seiner Sicht nicht viel besser weg. Denn um eine lebenslange Rente zu garantieren, müssen alle Anbieter von Riester-Renten ab dem 85. Lebensjahr die Auszahlung über eine Versicherung sicherstellen. So schreibt es das Gesetz vor.
Das 2001 von der Bundesregierung erstrebte Ziel, die mit der Senkung des Rentenniveaus aufgerissene Lücke zu schließen, werde nicht erreicht. Kleinlein: „Es hat von staatlicher Seite leider kein Monitoring gegeben, ob die Produkte auch gut bleiben.“ Zwar mag sich für den Einzelnen der Abschluss eines guten Vertrags wegen der staatlichen Zulagen oder der Steuerersparnis auch weiterhin lohnen. Das ändere aber nichts daran, dass in der Mehrheit schlechten Produkten gutes Steuergeld nachgeworfen werde.
Aus einem Vertrag aussteigen sollte man wegen der hohen Verluste nicht, allenfalls ihn beitragsfrei stellen. Wer eine Riester-Rente abschließen will, sollte sich auf jeden Fall gut beraten lassen: bei den Verbraucherzentralen, beim Bund der Versicherten (Mitgliedschaft nötig) oder bei freien Versicherungsberatern (kostenpflichtig).