Sprache in der Politik ist ein Thema, das zu wenig beachtet wird. Nur eine aufgeklärte, kritische Öffentlichkeit erkennt manipulatives Verhalten und reagiert entsprechend darauf. Mehr Transparenz und mehr Berichterstattung über Sprache und Politik könnten helfen, dieses Ziel zu erreichen.
Aufklärung zu diesem Thema betreiben wollte auch die Friedrich Ebert Stiftung in der vergangenen Woche mit einer Veranstaltung unter dem Titel "Wie Sprache unser Denken lenkt - Politische Sprache und ihre heimliche Macht".
Die Obama Kampagne
Gelungene Kommunikation verbindet den richtigen Inhalt mit den passenden Worten. Die Kampagne des US-Präsidenten Barack Obama war aufgebaut auf einem Wert, Empathie. Das stellte Elisabeth Wehling, kognitive Linguistin an der Universität Berkeley fest. Sie folgerte, dass sich aus diesem Wert heraus die Ideen seiner Kampagne im Bereich Bildung oder Gesundheitswesen verstehen ließen.
Die Empathie als Rahmen machte Obamas Politik verständlicher, da sie nicht mehr eine Sammlung von Einzelprogrammen war, sondern einem höheren Ziel diente. Zusammen mit der positiven Botschaft Yes we can und der Integration der Anhänger bildete dies einen Politikstil, der für die Demokratische Partei in den Vereinigten Staaten neu war.
Steuern in Deutschland
Erhard Eppler, Politiker und Publizist, beschäftigt sich selbst seit langem mit dem Einfluss von Sprache auf die Politik. Er bedauerte, dass die SPD das Wort Steuern im Wahlkampf 2009 nicht mit neuem Bedeutungsinhalt gefüllt habe. Damit wäre das Thema immer unter den Assoziationen der Konservativen diskutiert worden.
Auch an den Worten Steuererleichterung und Steuerflucht ist eine ähnliche Richtung zu erkennen. Elisabeth Wehling beklagte, dass die SPD mit der Nutzung dieser Ausdrücke die Grundidee von Steuern als Last und Gefahr akzeptiere.
Das Unterschichtenproblem als Problem
Das größte Thema der Diskussion war der mangelnde Wille der Politik zu klaren Worten. Als Beispiel hierfür diente Angela Merkel. Eine Erklärung hierfür wurde am Beispiel Kurt Becks debattiert, des Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz.
Beck sagte 2006 in einem Interview, dass manche die mangelnde Durchlässigkeit der Gesellschaft ein Unterschichtenproblem nennen würden. Dabei wählte er eine sehr behutsame Herangehensweise, wollte das Wort selbst nicht sagen, aber allein das Wort Unterschichtenproblem, von den Medien verkürzt zu Unterschicht, dominierte für Wochen die Diskussion.
Katja Mast, Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion für Arbeit und Soziales, ergriff dabei sehr deutlich Partei für eine vorsichtige Sprache in der Politik. Prägnante Worte, wie die von Kurt Beck, können unkalkulierbare Folgen haben. Politiker hätten keine Lust, dass ihr Büro für zwei Wochen lahmgelegt sei, nur weil sie in einer Diskussion was Falsches gesagt hätten, so Frau Mast