"Es ist ein schönes Gefühl zu erleben, wie Menschen wieder besser hören können".
Eigentlich wollte ich Floristin werden. Dann habe ich ein Betriebspraktikum gemacht und gemerkt, dass mir das lange Stehen zu anstrengend ist – und zu einseitig. Die Berufswahl ist mir schwer gefallen.
Ich wollte sowohl mit Menschen arbeiten als auch am Schreibtisch sitzen. Ich habe ein soziales Jahr absolviert und dabei mit Körperbehinderten gearbeitet. Dabei habe ich gemerkt, dass ich geduldig bin, was mir heute zugutekommt.
Gute Perspektive
Eine Nachbarin hat mir schließlich von ihrer Arbeit als Hörgeräte-Akustikerin erzählte. Da wusste ich: Das ist es. Den Ausschlag gegeben hat die gute Zukunftsperspektive, denn die Chance übernommen zu werden ist hoch. Mit 20 habe ich meine Ausbildung bei Köttgen Hörakustik in Köln angefangen. Ich durfte direkt in der hauseigenen Werkstatt und im Labor mitarbeiten. Jeweils drei bis fünf Wochen war ich auf der Berufsschule in Lübeck.
Es macht mir nichts aus, am menschlichen Ohr zu arbeiten. Ohrschmalz etwa stört mich nicht. Gerade dieses Kniffelige, mit dem kleinen Schlauch am Ohr zu arbeiten, liegt mir. Oder den Abdruck zu nehmen, um eine perfekte „Otoplastik“ zu formen, also das Ohrpassstück, das muss gelernt sein. Denn jedes Ohr hat eine eigene Form. Damit das Hörgerät optimal sitzt, wird der Rohling per Hand bearbeitet. Dazu gehört viel Fingerfertigkeit, das kann nicht jeder. Es ist ein schönes Gefühl, nach dem intensiven Vorgespräch und den Messungen zu erleben, wie die Menschen wieder besser hören. Oder sie erzählen, dass sie leiser Fernsehen gucken oder telefonieren können.
Geduld gefragt
Zurzeit arbeite ich mit drei Kolleginnen und einem Azubi im Team. Wenn ich morgens gegen Neun komme, kontrolliere ich die Anpass-Kabinen, erneuere das Ultraschallbad und stelle den Hörtest raus. Meine Hauptaufgabe ist die Anpassung, das kann schon mal mehrere Monate dauern.
Zum Service gehört auch Hörgeräte warten, die Unterlagen für die Krankenkassen vorbereiten, Hörgeräte-Sprechstunden in Seniorenheimen geben oder das Pflegepersonal schulen, wie man richtig mit Hörgeräten umgeht. Es macht Spaß, nicht nur im Geschäft zu sein. Ich selbst bin generell empfindlicher geworden gegenüber Lautstärke. Auf Rockkonzerten trage ich jetzt immer einen Gehörschutz.
Ausbildung: 3 Jahre im Gesundheitshandwerk
Status: angestellt
Gehalt: 1600-1700 Euro mtl. brutto/ Meister ab 2900 Euro
Arbeitszeit: ca. 40 Wochenstunden