DGB warnt vor Fachkräftemangel – und fordert Ausbildungsplatzgarantie
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Die DGB hat zu den Fragen: „Welche Erfahrungen haben sie während der Corona-Pandemie in ihrer Ausbildung gemacht? Welchen Einfluss hat die neue Situation auf das Wohlbefinden der Auszubildenden und wie wurden sie während der Krise unterstützt?“, eine repräsentative Studie in Auftrag gegeben. Dabei wurden mehr als 1000 junge Menschen befragt, die sich im Februar und März in einer betrieblichen dualen Berufsausbildung oder einem ausbildungsintegrierten dualen Studium befunden haben. DGB-Vize Elke Hannack spricht von einer dramatischen Situation am Ausbildungsmarkt.
Ausbildungsgarantie, wo die Wirtschaft versagt
Im Jahr 2020 seien laut Studie erstmals seit über 40 Jahren weniger als 500.000 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen worden. „Wir brauchen eine gesetzliche Ausbildungsgarantie – sie ist ein Muss für die nächste Bundesregierung, denn die Wirtschaft allein regelt es offensichtlich nicht.“, fordert Hannack.
Die Zahlen der Ausbildungsplätze seien vor allem in den Bereichen zückgegangen, die stark vom Lockdown betroffen waren. Darunter fallen beispielsweise Friseur-, Hotel- und Gastronomiebetriebe. Zudem schlage sich in manchen Bereichen der Transformationsprozess nieder, welcher vor allem in technischen Berufen wie Industriemechaniker*innen und andere in der Metall-Industrie zu einem Stellenrückgang führe, sagt Elke Hannack. „Insgesamt haben die Arbeitgeber der Arbeitsagentur und den Jobcentern bis Ende Juli 14.400 weniger freie Ausbildungsstellen gemeldet als im Vorjahreszeitraum“, dies sei ein Rückgang um drei Prozent, so Hannack.
Hannack warnt: Nach der Pandemie drohe ein eklatanter Fachkräftemangel, wenn dem aktuellen Trend nicht entgegengesteuert werde: „Ausbildung für Alle muss das Ziel sein. Jedem jungen Menschen, der eine Ausbildung sucht, muss der Weg in eine anerkannte vollqualifizierte Ausbildung garantiert werden. Und natürlich muss eine betriebliche Ausbildung dabei immer Vorrang haben.“
Deshalb fordert der DGB den Aufbau eines solidarisch finanzierten Zukunftsfonds. Dieser solle die betriebliche Ausbildung fördern, so Hannack: „Alle Betriebe sollen einzahlen, und wer ausbildet, bekommt aus diesem Fonds einen finanziellen Ausgleich. Das ist ein notwendiger Anreiz dafür, dass sich wieder mehr Unternehmen in der dualen Ausbildung engagieren“. Eine solche umlagefinanzierte Ausbildungsplatzgarantie fordert auch die SPD, insbesondere die Jusos.
Pessimistischer Blick in die Zukunft
Aus der Studie geht unter anderem hervor, dass es seit der Corona-Pandemie mehr Verstöße gegen die Mindeststandards, welche in der Ausbildung gelten, gebe. Beispielsweise würden Auszubildenden mehr ausbildungsfremde Tätigkeiten aufgetragen werden. Es gebe immer mehr Kürzungen bei der Entlohnung und dem Urlaub. Dazu komme das über ein Drittel der befragten Auszubildenden Angst habe, die Ausbildung nicht abschließen zu können, da einige Inhalte während der Corona Pandemie nicht vermittelt worden seien.
„Das sind alarmierende Ergebnisse“, warnt der DGB-Jugendreferent Joshua Wagner. Er fordert Arbeitgebe*innen dazu auf, auch in der Corona Krise geltende Gesetze einzuhalten, um den Auszubildenden eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu ermöglichen. Damit die Qualität den Auszubildenden garantiert werden könne, brauche es laut Wagner mehr Kontrollen in den Ausbildungsbetrieben.
DGB fordert Perspektive gegen Zukunftsangst
Wagner fordert außerdem nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung eine sichere Zukunft für die Azubis. „Unser Rezept gegen Zukunftsangst ist eine berufliche Perspektive. Wir fordern die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung“.
Klare Defizite seien auch bei der Ausstattung mit Lehr- und Lernmittel festgestellt worden. Laut Studie haben etwa 35 Prozent der Befragten, die für das Homeschooling benötigten Materialien und Gerate zur Verfügung gestellt bekommen. Bedeutet im Umkehrschluss: zwei Drittel werden von ihrem Betrieb nicht vollständig ausgerüstet. „Gerade in Zeiten von Homeoffice und Homeschooling brauchen die Azubis ausreichend Unterstützung, alle Arbeitgeber*innen sollten Materialien und Geräte wie Laptops bereitstellen sowie Auszubildende durchgängig betreuen, um Ausbildungsinhalte auch jetzt erfolgreich zu vermitteln und den Lernerfolg nicht zu gefährden“, fordert Joscha Wagner.