DGB-Ausbildungsreport 2019: Warum Berufsschulen moderner werden müssen
Thomas Koehler/photothek.net
Auszubildende werden nur unzureichend auf die digitale Transformation in der Arbeitswelt vorbereitet. Das geht aus einer repräsentativen Befragung zum DGB-Ausbildungsreport 2019 hervor, an der rund 16.000 Jugendliche beteiligt waren.
Mehr digitale Kompetenzen lernen
In der Befragung mit dem Schwerpunkt Ausbildung 4.0 gaben zwar rund 80 Prozent der Jugendlichen an, dass Digitalisierung und Automatisierung in ihrer Ausbildung wichtig oder sehr wichtig sind. Allerdings sehen sich nur 54 Prozent während ihrer Ausbildung gezielt darauf vorbereitet, digitale Technologien auch zu nutzen, betont DGB-Bundesjugendsekretärin Manuela Conte bei der Vorstellung des Reports am Donnerstag in Berlin.
Das habe auch mit der mangehaften Ausstattung der Berufsschulen zu tun: Die digitale Ausstattung ihrer Berufsschule wertete lediglich ein Drittel der Auszubildenden als sehr gut oder gut. „Ebenfalls ein Drittel sieht sich durch den Berufsschulunterricht nur ausreichend oder mangelhaft auf den Umgang mit digitalen Medien und Technologien gerüstet“, fügt Conte hinzu. Für sie ist klar, dass zu einer guten Ausbildung eine bessere technische Ausstattung und die Vermittlung digitaler Kompetenzen ebenso dazu gehöre, wie besser qualifiziertes Lehrpersonal und Breitbandanschlüsse, erklärt sie.
Berufsschulen modernisieren
Auffällig sei, dass mit der Dauer der Ausbildung diese Werte sogar noch sinken. Während im ersten Lehrjahr noch mehr als drei Viertel der Auszubildenden optimistisch sind, was ihre Vorbereitung auf die digitale Arbeitswelt angeht, sind es kurz vor der Abschlussprüfung nur noch 60 Prozent.
Für die Vize-Vorsitzende des DGB, Elke Hannack, sind diese Ergebnisse Grund zur Sorge. Sie fordert, dass Berufsschulen und Betriebe besser werden müssen und nimmt dabei die Länder in die Pflicht. Diese müssten endlich ihrer förderalen Verantwortung gerecht werden: „Die Mittel aus dem Digital-Pakt von Bund und Ländern müssen auch an den beruflichen Schulen ankommen“, fordert sie. Gegenüber den allgmeinbildenden Schulen würden jedoch die Berufsschulen recht stiefmütterlich behandelt, so ihre Kritik.
Industriemechaniker beim Ranking vorn
Stellvertretend für die DGB-Jugend fordert Manuela Conte darüber hinaus von der zuständigen Bundesbildungsministerin, mehr für die Qualität der Dualen Ausbildung zu tun. Der vorliegende Gesetzentwurf für die Novelle des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) sehe zwar eine Mindestausbildungsvergütung vor, das reiche ihrer Meinung nach jedoch alleine nicht aus. Sie fordert, dass Jugendliche mindestens drei Monate vor Ende der Ausbildung darüber informiert werden müssen, ob sie im Betrieb übernommen würden oder nicht. Auch sollte die Ausbildung generell kostenfrei sein und ein Berufsschultag als Arbeitstag angerechnet werden. Außerdem sollte der Geltungsbereich des Gesetzes auf die betrieblichen Phasen des dualen Studiums ausgeweitet werden, das immer mehr Jugendliche absolvieren, sagt Conte.
Eine Forderung, die auch von der SPD vertreten wird. Bundestagsabgeordnete Yasmin Fahimi, Sprecherin der Arbeitsgruppe der Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“, sprach im Interview mit dem vorwärts von einem „ziemlichen Wildwuchs“, der in den dualen Studiengängen vorherrsche. „Derzeit gibt es so ziemlich alles: vom Teilzeitarbeitsverhältnis, das erlaubt, nebenbei studieren zu gehen, bis hin zum ausgefeilten Konzept, aus dem mehrere Unternehmen gemeinsam mit Hochschulen ein eigenes Studienfach kreiert haben", so Fahimi.
Denn der Ausbildungsreport mach auch deutlich, dass die Zufriedenheit der Auszubildenden weiter gesunken sei und erstmals unter 70 Prozent liege, so Conte. Tendenz sinkend. Dabei gebe es jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen: Im Ranking nach Berufen schneiden Industriemechaniker und Verwaltungsfachangestellte gut ab, während Hotelfachleute, Köche oder Auszubildende in Teilen des Handwerks ihre Betriebe eher mangelhaft bewerten. „Wo die Ausbildungsbedingungen miserabel und die Vergütung schlecht ist, sind auch die Abbruchquoten hoch und die Arbeitgeber haben Schwierigkeiten ihre Ausbildungsstellen zu besetzen“, sagt Conte.
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.