Inland

Deutschlandfonds oder betriebliche Bündnisse?

von Die Redaktion · 5. Dezember 2007
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"Wenn es meinem Unternehmen gut geht, dann geht es mir auch gut!" Diese alte Grundposition hat sich für viele Arbeitnehmer schon lange überholt. Während gerade die großen Konzerne in Zeiten von Wirtschaftswachstum und Globalisierung steigende Gewinne einfahren, ist davon in der Lohntüte des einfachen Arbeiters oder Angestellten nur wenig zu erkennen. Im Gegenteil: Im Zuge des internationalen Wettbewerbs haben für viele Arbeitnehmer in den letzten Jahrzehnten negative Belastungen wie Arbeitsplatzrisiko und Lohndruck immens zugenommen. Bei stetig steigenden Kapitaleinkünften und beinahe gänzlich stagnierender Lohnentwicklung hat sich so die Schere zwischen Arm und Reich stetig geweitet.



Unterschiedliche Konzepte

"Steigende Einkünfte lassen sich heute viel leichter durch Kapital als durch Arbeit erzielen", lautete daher die einhellige Analyse der Teilnehmer der Podiumsdiskussion. Und der Titel der Veranstaltung "Beteiligung der Arbeitnehmer am Kapital der Unternehmen. Deutschlandfons, betriebliche Bündnisse - Quo vadis?" zeigte, dass man sich auch über den Lösungsansatz grundsätzlich einig war. Nur der genaue Weg dorthin sei noch ungeklärt. Und so stellten Ludwig Stiegler, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion für die Bereiche Wirtschaft und Arbeit, und Laurenz Meyer, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Technologie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, als Vertreter einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der Großen Koalition in ihren Eingangsstatements die unterschiedlichen Konzepte ihrer Parteien vor.

Stiegler, der den neuen Wirtschafts- und Arbeitsminister Scholz (SPD) vertrat, skizzierte zunächst das SPD-Modell zur Intensivierung der Mitarbeiterkapitalbeteiligung, den "Deutschlandfonds". Dieser sieht eine indirekte Beteiligung am Unternehmen über einen Kapitalfonds vor, der die Insolvenzrisiken und damit das Risiko auf Verlust des eingesetzten Kapitals der Arbeitnehmer minimiert und mit einem breiten Unternehmensportfolio die Ertragschancen optimiert. Es sei wichtig, dass ein Mitarbeiter bei Insolvenz seines Arbeitsgebers neben seinem Job nicht auch noch sein gesamtes in der Firma angelegtes Vermögen verliere.

Grundsätzlich müsse der Arbeitnehmer aber schon sowohl Chancen, als auch Risiken einer Unternehmensbeteiligung mittragen, entgegnete Meyer. - Die CDU favorisiert eine steuerliche Begünstigung von Investivlöhnen und die direkte Beteiligung am eigenen Unternehmen im Rahmen betrieblicher Bündnisse. Gegenüber dem "Deutschlandfonds" der SPD biete das CDU-Modell vor allem die Vorteile einer Stärkung der Identifizierung der Arbeitnehmer mit ihrem Unternehmen, einen direkten Leistungsanreiz und berge nicht die Gefahr eines übermäßigen Bürokratieapparates, pflichteten in der anschließenden Diskussion auch die Podiumsteilnehmer Prof. Dr. Michael Heise von der Dresdner Bank, Dr. Thomas Nöcker von der K+S AG sowie einige Gäste im Plenum dem CDU-Politiker bei.

Allgemeine Zuversicht

Stiegler beschwichtigte daraufhin die Befürchtungen im Hinblick auf einen zu hohen Verwaltungsaufwand des SPD-Konzepts, gab jedoch zu, dass die Namensgebung "Fonds" bei vielen Unternehmern zu Missverständnissen und vorschneller Ablehnung führe und man hier über neue Begrifflichkeiten nachdenken wolle. Denn es gelte, insbesondere kleineren und mittelständischen Firmen Möglichkeiten zur Arbeitnehmerbeteiligung schmackhaft zu machen.

Insgesamt waren sich Stiegler und Meyer aber bezüglich der Vorteile und Schwierigkeiten beider Vorschläge weitestgehend einig und so endete die Veranstaltung mit einer allseitigen Zuversicht im Hinblick auf eine baldige Kompromisslösung in der zuständigen Kommission der Großen Koalition.

Tobias Quast

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