Deutscher Gewerkschaftsbund: Warum die Ausbildung in Deutschland besser werden muss
Ute Grabowsky/photothek.net
Bereits zum zwölften Mal hat die Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) eine Befragung zur Ausbildungsqualität in Deutschland durchgeführt. Dazu wurden gut 12.000 Auszubildende befragt. Gefragt wurde nach genereller Zufriedenheit mit der eigenen Ausbildung, nach Wochenarbeitszeiten, Organisation und Vergütung. Die Ergebnisse sind wenig erfreulich.
Gesetzesverstöße in Ausbildungsbetrieben
Danach müssen über ein Viertel der Azubis regelmäßige Überstunden machen, teilweise ohne Ausgleich. Über zehn Prozent der unter 18-Jährigen müssen entgegen der gesetzlichen Vorschriften mehr als 40 Stunden die Woche arbeiten. 35 Prozent haben keinen Ausbildungsplan – obwohl gesetzlich vorgeschrieben. Die Hälfte der Azubis beklagen eine schlechte Abstimmung zwischen Ausbildungsstelle und Berufsschule. Dies bleibe nicht folgenlos, erklärte die Bundesjugendsekretärin des DBG, Manuela Conte am Donnerstag in Berlin. „Je schlechter die Abstimmung funktioniert, desto geringer ist die Zufriedenheit – auch mit der Vorbereitung auf die theoretische Prüfung.“
Berufsschulen durch Investitionen verbessern
Der nächsten Bundesregierung empfiehlt der DGB die Qualität der Ausbildung und der Berufsschulen in Deutschland zu erhöhen. Beginnen müsse das bei Sanierungsmaßnahmen. Der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zufolge, liegen die Kosten für eine Sanierung der Berufsschulen bei 34 Milliarden Euro – die Kosten für gut ausgebildetes Lehrpersonal nicht mitgerechnet.
Handlungsbedarf der Politik
Auch eine Reform des Berufsbildungsgesetzes steht an. Das Gesetz müsse einen rechtlichen Rahmen und Schutz für Azubis in allen Ausbildungsbranchen gewährleisten und Qualitätsstandards festlegen, sagte Manuela Conte. Auch müsse weiterhin in die Assistierte Ausbildung investiert werden. Bei dieser Art der Ausbildung kümmert sich eine außen stehende Person um den Auszubildenden, so dass Betreuungsengpässe behoben werden können.
Conte befürwortete außerdem die Einführung eines günstigen Tickets für den öffentlichen Nahverkehr. „Viele Regionen leiden unter einem Mangel an Auszubildenden, weil junge Leute dort entweder keine Wohnung finden oder sich die Anfahrten nicht leisten können.“ Studenten hätten bereits das Privileg, öffentliche Verkehrmittel kostengünstiger nutzen zu können.
Bestenauslese muss aufhören
Handlungsbedarf bestehe auch beim Problem der sogenannten Bestenauslese, die viele Ausbildungsgeber betreiben würden, betonte die Stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack.
Mittlerweile würden mehr junge Leute mit Studienberechtigung einen Ausbildungsplatz erhalten als Hauptschüler. Dreiviertel der Lehrstellenangebote blieben Hauptschülern von vornherein verwehrt, obwohl diese die nötigen Qualifikationen besäßen.
Bundestagswahl 2017: SPD fordert höhere Berufsschul- und Ausbildungsstandards
Das Wahlprogramm der SPD zur diesjährigen Bundestagswahl dürfte den DGB freuen. Unter dem Themenschwerpunkt Bildung greift die Partei das Thema Berufsschulen auf und nennt klare Pläne zur Verbesserung der Standards. So soll die Abschaffung des Kooperationsverbotes dazu führen, dass der Bund selbst bei der Sanierung der Berufsschulen helfen kann. Die Ausbildung und Fortbildung von Berufsschullehrkräften soll verbessert und die Berufsschulen moderner ausgestattet werden. Durch einen eigenständigen Berufsschulpakt soll den Auszubildenden der Zugang zu digitalen Medien ermöglicht werden. Außerdem setzt sich die SPD für ein Mindestausbildungsgehalt ein.
„Wir müssen dafür sorgen, dass die Anerkennung der beruflichen Ausbildung der Anerkennung der akademischen angepasst wird“, sagte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz.
war 2017 Praktikantin in der Redaktion des vorwärts. Sie studiert Geschichte und Politikwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster.