Inland

Deutsche Firmen mit Wettbewerbsvorteil

von Die Redaktion · 1. September 2006
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"Deutschland hat seine Wettbewerbsfähigkeit insbesondere gegenüber anderen EU-Staaten verbessert." Dieses Fazit zog der Leiter des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, aus einer jetzt vorgelegten Statistik. Danach sind die Arbeitskosten in Deutschland mittlerweile geringer als in vielen europäischen Nachbarländern. Das Statistische Bundesamt belegte anhand der neuen Zahlen, dass Arbeit in Dänemark, Belgien, Luxemburg, Frankreich und den Niederlanden mehr kostet als in Deutschland. Diese Entwicklung geht nach Ansicht von Ökonomen vor allem auf die moderaten Tarifabschlüsse der letzten Jahre und die gestiegene Arbeitsproduktivität zurück.

Deutschland ist derzeit das einzige Land innerhalb der Europäischen Union, in dem die Lohnstückkosten nicht steigen, sondern sinken. Doch auch innerhalb Deutschlands gibt es nach wie vor große Unterschiede. Vor allem macht sich nach wie vor ein starkes Ost-West-Gefälle bemerkbar. So kostet eine Arbeitsstunde in Hamburg 31,80 Euro, während sie in Sachsen-Anhalt lediglich bei 20,84 Euro liegt.

IMK: "Zu geringe Impulse für die Binnennachfrage"

Die meisten Ökonomen bewerten die Entwicklung, wie Hahlen, als positiv für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen. Es gibt jedoch auch jedoch auch kritische Stimmen. So verwies Gustav Horn vom gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) auf die Kehrseite der Medaille. "Das relativ geringe Wachstum der Löhne stärkt die Unternehmen, doch es gibt nur geringe Impulse für die Binnennachfrage", erklärte er.

Wirtschaftswachstum so hoch wie lange nicht

Auf die derzeitige wirtschaftliche Lage hat dieser Aspekt allem Anschein nach keine Auswirkungen, denn die Konjunktur läuft so gut wie schon lange nicht mehr. So korrigierte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 2,1 auf 2,4 Prozent. In den letzten zehn Jahren wurde lediglich einmal ein höherer Wert ermittelt: im Jahr 2000 lag das Wachstum bei 3,2 Prozent. Nach Ansicht der Ökonomen ist der Höhepunkt des Konjunkturaufschwungs damit aber auch schon erreicht. Angesichts der bevorstehenden Mehrwertsteuererhöhung rechnen die Forscher nur noch mit einem Wachstum von rund einem Prozent im kommenden Jahr.

Lage auf dem Ausbildungsmarkt bleibt angespannt

Die positive konjunkturelle Entwicklung hat nach Ansicht der Bundesagentur für Arbeit (BA) auch die Trendwende am Arbeitsmarkt eingeläutet. So lag die Zahl der Arbeitslosen mit 4,37 Millionen um 426 000 unter dem Wert von vor einem Jahr. Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt bleibt jedoch angespannt. BA-Chef Frank-Jürgen Weise befürchtet für Ende September sogar eine größere Lehrstellenlücke als im Vorjahr, da die Unternehmen zwei Prozent weniger Lehrstellen gemeldet hätten.

(Quelle: Frankfurter Rundschau, Der Tagesspiegel)

Jürgen Dierkes

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