"Deutschland hat seine Wettbewerbsfähigkeit insbesondere gegenüber anderen EU-Staaten verbessert." Dieses Fazit zog der Leiter des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, aus einer jetzt
vorgelegten Statistik. Danach sind die Arbeitskosten in Deutschland mittlerweile geringer als in vielen europäischen Nachbarländern. Das Statistische Bundesamt belegte anhand der neuen Zahlen, dass
Arbeit in Dänemark, Belgien, Luxemburg, Frankreich und den Niederlanden mehr kostet als in Deutschland. Diese Entwicklung geht nach Ansicht von Ökonomen vor allem auf die moderaten Tarifabschlüsse
der letzten Jahre und die gestiegene Arbeitsproduktivität zurück.
Deutschland ist derzeit das einzige Land innerhalb der Europäischen Union, in dem die Lohnstückkosten nicht steigen, sondern sinken. Doch auch innerhalb Deutschlands gibt es nach wie vor
große Unterschiede. Vor allem macht sich nach wie vor ein starkes Ost-West-Gefälle bemerkbar. So kostet eine Arbeitsstunde in Hamburg 31,80 Euro, während sie in Sachsen-Anhalt lediglich bei 20,84
Euro liegt.
IMK: "Zu geringe Impulse für die Binnennachfrage"
Die meisten Ökonomen bewerten die Entwicklung, wie Hahlen, als positiv für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen. Es gibt jedoch auch jedoch auch kritische Stimmen. So verwies
Gustav Horn vom gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) auf die Kehrseite der Medaille. "Das relativ geringe Wachstum der Löhne stärkt die Unternehmen, doch es
gibt nur geringe Impulse für die Binnennachfrage", erklärte er.
Wirtschaftswachstum so hoch wie lange nicht
Auf die derzeitige wirtschaftliche Lage hat dieser Aspekt allem Anschein nach keine Auswirkungen, denn die Konjunktur läuft so gut wie schon lange nicht mehr. So korrigierte das Kieler
Institut für Weltwirtschaft (IfW) seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 2,1 auf 2,4 Prozent. In den letzten zehn Jahren wurde lediglich einmal ein höherer Wert ermittelt: im Jahr 2000
lag das Wachstum bei 3,2 Prozent. Nach Ansicht der Ökonomen ist der Höhepunkt des Konjunkturaufschwungs damit aber auch schon erreicht. Angesichts der bevorstehenden Mehrwertsteuererhöhung rechnen
die Forscher nur noch mit einem Wachstum von rund einem Prozent im kommenden Jahr.
Lage auf dem Ausbildungsmarkt bleibt angespannt
Die positive konjunkturelle Entwicklung hat nach Ansicht der Bundesagentur für Arbeit (BA) auch die Trendwende am Arbeitsmarkt eingeläutet. So lag die Zahl der Arbeitslosen mit 4,37 Millionen
um 426 000 unter dem Wert von vor einem Jahr. Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt bleibt jedoch angespannt. BA-Chef Frank-Jürgen Weise befürchtet für Ende September sogar eine größere
Lehrstellenlücke als im Vorjahr, da die Unternehmen zwei Prozent weniger Lehrstellen gemeldet hätten.
(Quelle: Frankfurter Rundschau, Der Tagesspiegel)
Jürgen Dierkes
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