Inland

Der Ton wird rauher beim Streik kommunaler Klinikärzte

von Stefan Grönebaum · 12. April 2006
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Es waren die größten Ärzteproteste in der deutschen Nachkriegsgeschichte: Allein in Köln gingen rd. 6 000 Ärzte an Unikliniken auf die Straße, bundesweit waren es etwa 12 000. Sie forderten bessere Arbeitsbedingungen und bis zu 30 Prozent mehr Einkommen. Zugleich gingen die Tarifgespräche für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern in die dritte Runde.

Dabei wird angesichts der harten Tarifauseinandersetzung der Ton immer rauher: Die Vereinigung kommunaler Arbeitgeber (VKA) hält die Ärzteforderungen für "völlig überzogen" und wittert "sozialen Sprengstoff". Laut VKA-Verhandlungsführer Otto Foit wäre bei der Erfüllung der Forderungen jede zweite kommunale Klinik in der Existenz bedroht. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft befürchtet "physische und psychische Schäden" bei "zunehmend mehr Patienten". Sie warnte davor, den Ärzten nachzugeben. Deren Forderungen beliefen sich, so DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum, auf rund drei Milliarden Euro. Dies würde zu Lasten der Sozialsysteme durchgesetzt. Laut dem arbeitgebernahen Wirtschaftsforschungsinstitut DIW ist der Arztberuf weiterhin finanziell attraktiv, auch für junge Klinikärzte.

Der Marburger Bund als Vertreter der Ärzte erhöhte den Druck, er klagt gegen die VKA wegen Überführung der Ärzte in den TVöD, den die Ärzte ablehnen. Die Lage ist angespannt: In Göttingen kam es zu einem Gewaltakt, als ein erboster Patient einen Streikposten niederschlug. In der Uniklinik Göttingen waren 80 Prozent der Operationen ausgefallen, da die Ärzte in Köln demonstriert hatten.

Quellen: Der Tagesspiegel, Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 12. April, www.dkg.de; www.vka.de; DIW-Wochenbericht 34/2005 vom 24. August 2005

Autor*in
Stefan Grönebaum

war von 1994 bis 1998 Büroleiter und Persönlicher Referent des SPD-Fraktionsvorsitzenden Rüdiger Fikentscher.

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