Inland

"Der harte Sparkurs muss gestreckt werden"

von Carl-Friedrich Höck · 3. Mai 2013

Die EZB hat ihren Leitzins gestern von 0,75 auf 0,5 Prozent gesenkt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Halten Sie diesen Schritt für richtig?

Ja er war richtig, denn die Kapitalmarktzinsen in den Krisenländern sind teilweise noch sehr hoch. Deshalb dürfte sich der niedrigere Leitzins positiv auf die Kreditvergabe und damit die Investitionen dort auswirken. Der Effekt wird aber überlagert, wenn der bisherige Kurs der harten Sparpolitik fortgesetzt wird. In Deutschland dürften die niedrigeren Zinsen die Konjunktur insbesondere über die Investitionen leicht beleben.

Welche Risiken sehen Sie damit verbunden?

Der Spielraum der EZB wird immer geringer, da sich der Leitzins der Nullinie nähert. Inflationsgefahren sind hingegen gering.

Bisher hat die Zinssenkungs-Politik der EZB offenbar nur geringe Effekte erzielt. Nach Einschätzung vieler Ökonomen geben die Banken die niedrigen Zinsen für Kredite oft nicht an ihre Kunden weiter, insbesondere in Südeuropa. Warum spielen die Banken nicht mit?

Weil sie vor dem Hintergrund des harten Sparkurses immer noch unsicher sind, ob sie ihr Geld zurückbekommen. Ohne eine Streckung der Konsolidierungsbemühungen bleiben die geldpolitischen Anstrengungen in der Tat vergeblich.

Sehen Sie einen Ausweg aus der vertrackten Situation?

Der harte Sparkurs muss gestreckt werden und um stimulierende Wachstumspolitik ergänzt werden.

Gustav Horn leitet das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung.

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Carl-Friedrich Höck

arbeitet als Redakteur für die DEMO – die sozialdemokratische Fachzeitschrift für Kommunalpolitik.

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