Inland

Der Fußball wird grün

von Susanne Dohrn · 19. Februar 2012

Umweltschutz: Zeitschaltuhren an den Lampen, sparsame Belüftung und Solarzellen auf dem Dach: Der 1. FSV Mainz 05 tut was für’s Klima.

Wir erwirtschaften Geld, das wir in unsere Profi-Kader stecken.“ So umreißt Tobias Sparwasser, Pressesprecher des Fußballbundesligavereins 1. FSV Mainz 05, das „Kerngeschäft“ seines Vereins. Mit Umweltschutz hat das erstmal nichts zu tun. Sparwasser: „Ökologie und Fußball – da musste man erst zusammenfinden.“ Den Anstoß gab der Ökostromanbieter „Entega“ aus Darmstadt. Das Unternehmen wurde 2009 Hauptsponsor des Vereins, zunächst für drei Jahre. Sparwasser: „Die Partnerschaft hatte das klare Ziel, dass wir in dieser Zeit ein klimaneutraler Fußballverein werden.“ Das heißt: Der Verein darf nur so viel CO2 ausstoßen, wie er an anderer Stelle ausgleicht.

Als erstes ließ Mainz 05 vom Ökoinstitut in Darmstadt einen so genannten CO2-Fußabdruck erstellen. Das Institut erfasste haarklein, wofür der Verein Energie aufwendet: von der Stadionbeleuchtung, den Fahrzeugen der Spieler, der Heizungsanlage der Geschäftsstelle bis zu den Fahrten der Fans. Ein heikler Punkt, so Sparwasser: „Es ist ja unser Ziel, möglichst viele Fans zu Heim- und Auswärtsspielen zu bewegen.“

Auwald pflanzen in Kanada
Danach entwickelte der Verein im Gespräch mit dem Ökoinstitut und seinem Sponsor die Strategie: An erster Stelle steht seither das Vermeiden von CO2, an zweiter das Vermindern von Emissionen und an dritter der Ausgleich. Als erstes stellte Mainz 05 seine Energieversorgung auf Ökostrom  seines Sponsors um und sparte so etwa die Hälfte seiner Emissionen. Man sparte Energie, wo man nur konnte: So wurden z.B. die Belüftungen modernisiert und Zeitschaltuhren bei der Beleuchtung eingebaut. Alle Profi-Spieler erhielten eine Klimaschulung und stiegen privat zum großen Teil auf Ökostrom um. Mit Aktionen wie dem autofreien Spieltag werden Fans ermuntert, mit dem Rad oder dem ÖPNV zum Stadion zu kommen. Bei Auswärtsspielen bietet der Verein Busse an. Künftig sollen zunehmend Fanzüge der Bahn eingesetzt werden.

Auf Null reduzieren lässt sich der Energieverbrauch trotzdem nicht. Als Ausgleich unterstützt der Verein ein Aufforstungsprojekt in British Columbia in Kanada. 2009 wurden dort mit Mitteln des Vereins 300 Hektar Auwald wiederhergestellt. 2010 kamen weitere 150 Hektar hinzu. All das führte zum gewünschten Ziel. Sparwasser: „Seit dem 14. Oktober 2010 sind wir klimaneutral.“

Guter Deal für beide Seiten
Damit ist die Erfolgsgeschichte nicht beendet. Im Juli 2011 zog Mainz 05 in die neue „Coface Arena“ um. Ihre 9000 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage soll jährlich 700 000 Kilowattstunden Strom ins öffentliche Netz einspeisen, was dem Strombedarf von etwa 200 Privathaushalten entspricht.

Ende 2011 hat der Sponsor den Vertrag mit Mainz 05 um weitere drei Jahre auf insgesamt sechs verlängert. „Das ist eine ungewöhnlich lange Vertragslaufzeit“, sagt Sparwasser. Und es ist eine Verpflichtung. Sparwasser: „Es versteht sich von selbst, dass wir klimaneutral bleiben." Das Geschäft hat Vorteile für beide Seiten: Mainz 05 bringt es Einnahmen von vier bis fünf Millionen Euro im Jahr, je nach Spielerfolg. Der Sponsor profitiert mehrfach: Auf den Spielertrikots prangt sein Name. Als klimaneutraler Verein transportiert Mainz 05 die Botschaft, dass Ökostrom eine gute Sache ist, und neue Stromkunden sprangen auch dabei heraus.

Fussballverein 1. FSV Mainz 05
Geschäftsfeld: Fußballbundesliga
Firmensitz: Mainz in Rheinland-Pfalz
Gegründet: 1905
Beschäftigte: Knapp 100

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Susanne Dohrn

ist freie Autorin und ehemalige Chefredakteurin des vorwärts.

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